01.02.2009

Twitter-Alltag

Nachdem meine Umfrage nun beendet ist und die Auswertung ein wenig Hoffnung macht, dass man Spuren bei anderen hinterlässt (natürlich hat so eine Umfrage auch Ventilfunktionen), möchte ich noch ein paar persönliche Impressionen schildern.

Manchmal ist es deprimierend zu sehen, mit welch fröhlicher, ja geradezu positiver Einstellung getwittert wird: "erfolgreich - schön - umjubelt" will ich das mal kennzeichnen, wenn man gleichzeitig auch die weniger schönen Tweets lesen muss. Klar, nicht alle lesen das, was ich lese, aber so im Durchschnitt ... Da fehlt einem schon manchmal das Mitgefühl füreinander. Es scheint so, als wäre der ganz normale Egoismus auch bei Twitter nicht aufgehoben, obwohl ja eine weltumspannender Hierarchie freier Meinungsaustausch mancherorts bewundert wird, der eigentlich für das Gegenteil wirbt.

Ich habe ein paar Mal eine Diskussion zu einem umstrittenen und umstreitbaren Thema provoziert. Eine richtige Diskussion ist zwar nicht entstanden, aber es gab Rede und Gegenrede und es haben sich doch eine mehr daran beteiligt als ich gedacht hatte. Ich selbst habe gemerkt, dass sich Twitter nicht so gut eignet wie zum Beispiel ein Chat-Channel für solche Diskussionen, aber es wäre schon möglich, wenn man sich schnell zu einem eigenen Thema als Gruppe finden könnte. Hier fehlt was bei Twitter. Auch die Aufzeichnung für eine Nacharbeit ist mühsam. Zwar mag man per Tagging einen Zusammenhalt konstruieren, aber das geht dann wieder auf Kosten der Tweed-Länge.

Gut finde ich die Informationsbekanntgabe mittels Twitter, sei es dass man seinen Blog-Beiträge postet oder Links. Auch das in den Raum Fragen erzeugt oft einen gute Resonanz.

Gelegentlich lese ich von Spam-Tweeds bzw. Span-Twittern. Alles was nicht ganz auf der persönlichen Ebene bzw. nicht direkt auf einen zugeschnitten ist, aber mit einem gewissen kommerziellen Touch versehen ist, zählt wohl dazu. Ein Widerspruch zu den vielgepriesenen kommerziellen Möglichkeiten, die von Evangelisten ausgelotet werden? Weil wenn Advertising so verpackt werden muss, dass es nicht mehr so aussieht, damit es akzeptiert wird, dann stellt sich die Frage erst recht nach Spam (nur erkennen würde man ihn nicht).

Das Hinterhergelaufe nach Followern ist auch sehr zweischneidig: Auf der einen Seite trägt das zum Bauchgepinsel bei, auf der anderen Seite kann man nicht auf seine Follower eingehen, wenn die Zahl größer 200, 300 oder 500 ist. Was ist das dann für eine Heerschar, die einem da folgt? Eine Community? Eine Gefolgschaft, die einen schätzt oder sich Information verspricht? Also mir wäre das nicht wirklich was Wert, wenn da keine persönlichen Bezüge sichtbar würden, weil es eher nach Zufall riecht als nach Struktur (die ich eventuell für die Verbreitung einer Botschaft nützen könnte). Das Gleiche gilt auch analog für die Twitter-Tools, die Ranking oder Beliebtheit suggerieren.

Nach einer Weile wird Twitter eher zu einer netten Nebensache, die man mehr oder weniger verfolgt. Man kann und darf sich also nicht wundern, wenn nicht alle Tweed ankommen bzw. gelesen werden. Und umgekehrt gilt das natürlich auch. Damit der Aufwand der verbindlichen Kommunikation nicht aus dem Ruder läuft, sollte man auf jeden Fall eine zweite Kommunikationsplattform, z. B. Blog, anbieten, in der auf Tweeds refereziert werden kann. Das ist aber kaum der Fall. Es fehlen fast überall die Möglichkeiten, auf einen Tweed gezielt in einem Blog-Beitrag oder Blog-Comment einzugehen. So läuft das belanglosere Twittern, weil nicht steuerbar, nur nebenher.

Ansonsten ist viel Selbstdarstellung in Tweeds zu lesen, ob immer wahr oder nur angegeben, mag jeder selbst fühlen. Ich lese mittlerweile darüber hinweg.

Positiv vermerken muss ich für mich, dass ich einige neue Bekanntschaften machen konnte, diese aber nur in einem virtuellen Raum belassen kann, weil ich ja ein Avatar bin. Aus Games weiß ich, dass es nicht immer ganz unproblematisch ist, sie ins reale Leben zu übernehmen. Umgekehrt scheint es keine Probleme zu bereiten, reale Bekanntschaften auch in der Twitterwelt zu pflegen, weshalb ich in der nächsten Zeit probiere, diese Tworld-Variante etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Ich bin zwar nicht aus der Welt, werde mich aber deutlich seltener zu Wort melden.

cya Itari

1 Kommentar:

  1. kann ich alles gut nachvollziehen - für threads und dgl. nutze ich tweetdeck wo ich mir für verschiedene mir wichtige themen bzw leute gruppen eingerichtet habe. zb für LdL. ansonsten, neben der spreizung, finde ich es gut, dass schnell kommuniziert werden kann, wenn blogbeiträge stehen oder kommentare geschrieben wurden. könnte man auch anders regeln, klar ... aber der tweet gibt doch einen kleinen extrakick. hoffentlich auf bald - lg

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