16.12.2008

Bloggen - Twittern - Replien

Wildfremde Menschen sind es zuerst. Dann liest man sich ein und sie werden vertrauter. Im Kopf passieren Vergleiche, ob denn das was da steht auch so gesehen wird. Manchmal möchte mal laut schreien, weil man auf etwas gestoßen ist, das genau das ausdrückt, was man auch denkt oder überhaupt nicht denken mag. Manchmal antwortet man dem Schreiber bzw. der Schreiberin und bestätigt oder konfrontiert die Gedanken.

Für wen wird das alles nur geschrieben? Schreiben ist immer auch ein Dialog mit sich. Vielleicht weil man beim Sprechen zu schnell, zu voreilig ist, um den Dingen das rechte/richtige Wort zu verleihen. Das ist beim Schreiben anders. Da kann man noch einmal darüberschauen. Oft lösche ich ganze Absätze oder sogar alles, weil es mir auf einmal nicht mehr so bedeutsam erscheint. Aber diese Entscheidung kann erst getroffen werden, wenn man sich entäußert/leer geschrieben hat.

Bilder entstehen vom Anderen. Man fühlt mit und versteht, warum manches so und genau dann und auch nicht gesagt wurde. Gefühle, die trügen können, weil geschriebene Worte natürlich Blendwerk sein können. Aber wenn das Bild in sich stimmt, dann wird es bedeutsam und zutraulich. Zwischen den Zeilen quellen dann Botschaften hervor, mit denen man nicht gerechnet hat: Berührungen der Seele. Verstehen entsteht. Begreifen des Anderen vollzieht sich. Aus der Flüchtigkeit wird Nähe.

Was gewinnt man dazu, was kann verletzten? Will man eingefangen werden und sich einbringen? Kann aus dem einseitigen Verständnis wechselseitiges werden? Wird der Andere zu vergleichbarer Nähe fähig sein? Aus Neugier heraus wagt man sich vor und kann sehr schnell zu weit gehen. Verstecken? Wo hinter? Ach sind Fassenden schön! Die vermeintliche Unverbindlichkeit ist trügerisch. Oder darf man das alles nicht? Braucht man schon bei Zeiten ein dickes Fell und wahrt den Abstand?

Wie einfach fällt es,
mit wenigen freundlichen Worten,
die selten ausgetauscht werden,
verborgenen Türen zu öffnen.
Die Kommunikation ist direkt
und die Formen sehr locker.
Wir sind ja alles
erfahrene Blogger.

Die Entfernung ist weit
die Gedanken direkt
es sind ja nur Worte
man ist nicht verletzbar.

Antworte ich oder lass ich es bleiben
die Enttäuschung und den Schaden vermeiden.

Die kleinen Pandora-Kistchen der Netzwerk-Kommunikation sind schnell geöffnet. Wir müssen sehr sehr vorsichtig mit den Worten in Blogs, Tweeds und Replies umgehen, weil die Augen als Spiegel der Seele fehlen. Wie sagte eine alte Spiele-Freundin einmal: Es tut sau weh beim ersten Mal, beim zweiten Mal willst nicht mehr, jetzt spiele ich nur noch meine Rolle, tob mich dabei aus und lasse keinen mehr an mich heran. Seelenschmerz gibt es auch in virtuellen Welten.

3 Kommentare:

  1. ...sehr schöner Blog..., mir aus der Seele gesprochen ... neo243

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  2. Guten Tag! :-)

    Japp, diesen oder einen ähnlichen Gedankengang habe ich auch. Interessant wird es, wenn man die Menschen trifft, mit denen man vorher getwittert oder sich deren Blogs angeschaut hat. Ich habe für mich die Feststellung gemacht, das das was im Web geschrieben oder getan wird nicht weit weg von der realen Person ist.
    Aber was will man? Abstand oder gnadenlose Offenheit? Ich denke beides hat seine Berechtigung, siehe auch meinen Beitrag zu diesem Thema: http://bremerstudiblog.wordpress.com/2008/07/30/authentizitat-im-web-20/

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  3. Ein wenig habe ich dir dazu in deinem Blog geantwortet ...

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