03.12.2009

PowerPoint-Karaoke

Da habe ich einen super Artikel über PowerPoint in der Süddeutschen gefunden. Hier eine Leseprobe:

Immer noch ist da ein Unbehagen, ein Verdacht, in diesem Programm verberge sich eine geheime, gleichsam subversiv arbeitende Normierungsinstanz, die jeden Gedanken so lange teilt, kürzt und verflacht, bis er sich in eine überschaubare Zahl sofort löslicher Brühwürfel verwandelt. Es gibt mittlerweile so etwas wie "Powerpoint-Karaoke" das heißt: die freie Improvisation eines Vortrags über eine beliebig angelegte Bildfolge. Dieses Karaoke ist weit mehr als ein Jux, nämlich auch ein Versuch, das womöglich Verhängnisvolle von "Powerpoint" spielerisch zu bannen, mitsamt dem dazugehörigen "bullshit bingo" (Richard Grasshoff), in dem es von "challenges" wie "face the customer" und "can do attitude" nur so wimmelt.

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"So ist es", sagt jede Folie, wenn sie auf die Leinwand projiziert ist, herausgelöst aus Raum und Zeit, mit Nachdruck und Bedeutung aufgeladen, wie sie die Schrift allein nie besäße - wobei jeder Betrachter weiß, was er nicht wissen will: dass das Bild, das da auf der weißen Fläche erscheint, der einzig mögliche Ort seiner eigenen Aufbewahrung ist. "Mit Powerpoint lassen sich Geschichten so immanent erzählen, dass der Zuhörer und Zuschauer keine Option, die nicht in der Slideshow vorkommt, für real hält" (Richard Grasshoff). Die "Powerpoint"-Präsentation ist die einzige Zufluchtstätte ihrer selbst, und je mehr es davon gibt, desto vollständiger wird das so entstehende universale Asyl der "Visionen", von denen etwa die ganze Branche der Unternehmensberatungen lebt.

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