29.01.2010

Big Brother und die wirkliche Wirklichkeit

Nein es geht hier nicht um den alltägliche Frustzoff der Bewohner. Sondern um eine Bemerkung eines Blogschreibers:

Das Logo auf dem Fernseher im Wohnbereich (darauf steht „Big Brother“) hat Eva in den ersten Tagen im Haus ziemlich irritiert. Immer wenn sie es angeschaut hat wurde ihr wieder bewusst, wo sie sich befindet. Nämlich im Big Brother-Haus. Und dass sie rund um die Uhr beobachtet wird...

Es zeigt schon auf, dass man sich als Bewohner wie als Zuschauer aus der Realität verliert, weil man irgendwann nicht mehr wirklich wahrnimmt, dass es eine Big Brother-Realität und nur ein solche gibt. Das macht zu schaffen.

Gerade erzählt der Klaus wie er zu seinem Call-Boy-Job gekommen ist. Eigentlich nichts wirklich Schlimmes. Doch schon wird ausgeblendet, wenn die Details vielleicht etwas zu heikel werden. Ich vermute, dass man dem Zuschauer nicht zu viel Realität vor Mitternacht zumuten möchte. Es könnten ja Kinder dabei sein und dann würde es ja schwierig, denen die Feinheiten des Rotlichtmilieus zu erklären (wenn man sie denn selbst weiß). Ja ist eigentlich schon seltsam, dass wir kaum mehr etwas wissen von den heiligen Tempelhuren aus dem alten Testament. Das Buch Moses 1 ist voll davon. Gehörten zum normalen Betrieb des Tempels halt dazu. Der Ort des Geschehens hat sich mittlerweile leicht verändert und auch die Einstellung zum Beruf. Also wirklich nichts Problematisches. Und auch wenn man in Big Brother feststellen darf, dass solche Menschen eigentlich ganz ok sind. Manchmal scheint es mir sogar, dass sie sogar ein wenig mehr drauf haben als die anderen, die normalen ...

Spannend ist es allemal schon, weil ein Call-Boy ja irgendwie etwas mit der Lust der Frauen zu tun hat ... wo man sich doch drauf eingestellt hat, dass es doch eigentlich immer die Männer sind, weswegen es das alles gibt.

24.01.2010

Big Brother-Live-Blogs und die Rechtschreibung

Big Brother ist nun in der 10. Staffel anzuschauen. Big Brother polarisiert: Inhaltlich und konzeptionell. Am liebsten gefällt mir die Aussage: Keiner schaut es sich an, aber alle reden darüber.

Für alle Sozial- und Geisteswissenschaftler ist es natürlich ein innerer Vorbeimarsch: 23 Stunden lang pro Tag kann man empirisch beobachten, wie Mensch sich in einer Gruppe vermeintlich echt oder unecht, gesteuert durch Regisseure und Hintermänner und -frauen für ein spezielles Publikum verhält und unterhält bzw. nicht unterhält. Wobei es nicht wirklich wichtig ist, ob alles nur gespielt, gestellt, echt oder unecht ist. Es stellt sich ja auch nicht die Frage, ob das nur Unterhaltung oder auch mehr ist. Es ist einfach alles. Und weil es komplex und kompliziert ist, und man es als Beobachter auch nicht wirklich durchschauen kann, ist es schwierige Kost. Für alle. Weil jede Analyse auch immer ihr Scheitern enthält. Bei einem Theaterstück wird halt immer erstmal angenommen, dass es ein (Schau-)Spiel ist; ob die Akteure aber auch gerade davon abhängig sind, wird ja beim Zuschauer ausgeblendet. Oder die Frage: Ist ein Schauspieler nur dann ein Schauspieler, wenn das Schauspielen zum eigentlichen Sein geworden ist? Das Leben als Bühne oder die Bühne als Leben?

Bei Big Brother ist alles dabei und jeder, der meinst, es gehe ihn nichts an, drückt sich nur (feige?). Jeder, der meint, es ist ja nur Unterhaltung, vergisst, dass Unterhaltung zum homo ludens wie auch zum homo oeconomicus gehört. Nicht nur die Kunst 'Unterhaltung' zu machen, ist wichtig, auch die Kunst 'Unterhaltung' wahrzunehmen, zu genießen und sich ihrer zu öffnen ist wichtig. Schon seit dem Theater der Griechen (ich greife mal nicht weiter zurück), ist die Ambiguität des öffentlichen Spiels bekannt und als soziale Errungenschaft wichtig. Nicht nur das Schauspiel, sondern auch die Berührung durch das Schauspiel muss erlernt werden. Sehr schön wird das in 'Pretty Woman' gezeigt. Und vergessen wir nicht: auch die Zuschauer wollen gesehen werden und es gibt auch eine hohe Kunst des Theaterbesuchs, mit dem Smalltalk in den Pausen und Séparées, in die man schaut und in denen man gesehen werden will.

Heutzutage gibt es das alles auch und auch ein Knigge, wie man wo und wann was zu tun hat. Und Heutzutage wissen nicht nur die Stückeschreiber, sondern fast alle in der Gesellschaft, wie die Meta-Meta-Meta-Information über alles funktioniert und richtig ausgenutzt werden kann. Man lernt das ja in der Schule, dass ein Stück oder Film oder Filmchen wegen der Werbung gemacht wird *gg* und dass dabei auch noch unterschwellig Botschaften über alles und nichts (letztes ist wirklich interessant) verpackt werden können. Deswegen liebe ich Big Brother, weil dort jeder 'weiß' wie es gemeint ist, aber jeder über ein anderes Wissen verfügt (*das war gerade richtig schön ironisch ... muss ich ja mittlerweile immer dazu schreiben, weil das zwischen den Zeilen lesen, im Web etwas verloren gegangen ist*)

Komme wir aber zu dem eigentlich Neuen. Seit es die Big Brother Tagebücher mit Fotos, inhaltlichen Kurzdarstellungen, Wiedergaben der Dialoge und Kommentierungen in Echtzeit gibt (ist ein neues Genre), erleben wir eine zusätzliche Schleimschicht, die des aufzeichnenden Beobachters. Was wird wahrgenommen, was wird als wichtig eingeschätzt, wer macht Fotostrecken statt Dialoge schriftlich wieder zu geben - wie wird die Präsentation durch gleichzeitige Niederschriften von Beobachtern untereinander verarbeitet. Spannend. Wenn man auch noch bedenkt, dass diese Tagebücher Hunderttausende von Klicks erzeugen, ist das schon bombastisch. Wer mal einen Eindruck erhaschen möchte, hier ist der Link zu einem solchen Big Brother Tagebuch.

Lernt man eigentlich mittlerweile in der Schule, wie man solche Tagebücher führt? Wie man Beobachtungen notiert? Wie man kommentiert und sich mit anderen über unterschiedliche Wahrnehmungen austauscht? Erlebnisaufsatz in anderer Form? Während meiner Schulzeit wurde nur ansatzweise die Kunst des Protokollführens gelehrt. Weder in den naturwissenschaftlichen Fächern, noch im Sprachenunterricht (Deutsch, Englisch, usw.) war das wirklich ein Thema. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass irgendein Mathe-Lehrer die Kunst des Protokollierens einer Berechnung oder eines Beweises auch nur ansatzweise unterrichtet hat. Nur im Kunstunterricht mussten wir ernsthaft die Besuche der Kunstausstellungen protokollieren.

Später habe ich oft in Seminaren Manager darin unterrichtet, wie man Ergebninslisten-orientierte Protokolle schreibt, weil sie überhaupt keine Ahnung in der Protokollführung von Besprechungen haben. Aber das zeigt halt nur auf, dass wahrscheinlich eh keiner der Lehrer oder Professoren Ahnung über die Wichtigkeit von eher handwerklichen Dinge hat und so etwas auch nicht weitergeben kann.

Doch zurück zum Thema dieses Blogbeitrags: '... und die Rechtschreibung'. Wenn man solche Big Brother-Live-Blogs liest, dann erkennt man sehr hübsch, wo und welche Rechtschreibprobleme in der Schule ungelöst sind. Groß- und Kleinschreibung ist ein ganz wesentlicher Punkt. Auch die richtige Schreibung häufig verwendetet Anglizismen oder der Fremdwortschatz sind arg übungsbedürftig. Es ist auch klar, dass die Fehlleistungen voll auf die schlechte Unterrichtsqualität in den Schulen zurückgeht. Selbst in den besten deutschen Zeitungen oder Magazinen, welche sich im Web mit Beiträgen verbreitern, sind fast regelmäßig Rechtschreibfehler enthalten. Es ist wohl so, dass man des Deutschen nicht mehr mächtig ist. Und das es wohl auch nicht mehr so wichtig ist. Warum ist das eigentlich so?

P.S. Cora, wir lieben dich

P.P.S. Cora, gibt deinem Hauself Dobby die Socke [16.3.2010]

06.01.2010

Silberhorn

Ich bekenne gerne: Ich mag die Bücher von Wolfgang Holbein.

Bin gerade mit dem Titel 'Silberhorn' durch. Mal wieder spielt es in einem Internat; diesmal in einem ganz besonderen, exklusiven, aber etwas verzauberten Internat. Und jetzt kommen die pädagogischen Momente: Für jeden betuchten Schüler muss man einen weniger betuchten kostenlos aufnehmen. So der Gründervater des Internats. Das ist doch mal was Spannendes zur Bildungsreform - Patenschaften einmal ganz praktisch.

Auch sonst gibt Interessantes: die Schüler siezen die Lehrer während der Schulstunden; danach wird geduzt! 6 Stunden Unterricht, dann freie Beschäftigung, z. B. Reiten, weil das Internat ist auch ein Reiterhof. Oder Schwimmen. Oder einfach den Unterrichtsstoff nacharbeiten.

Bücher gibt es nicht; dafür einen eReader, der allen Lesestoff in sich abgespeichert hat. Hefte gibt es nicht; dafür hat jeder Schüler/jede Schülerin einen Tablet-PC. Das ist aktuell, weil just diesen Monat (Januar 2010) sich alle Hersteller überschlagen mit den Ankündigungen von eBooks/Tablets/iSlates. So stell ich mir das auch richtig vor, kann es noch was mit der PCisierung der Schule werden.

Ansonsten gibt es im Internat noch: Abgeschiedenheit bis zum Geht-Nicht-Mehr - das bringt Gruppendynamik vom Feinsten hervor. Und jedem Schüler sein persönliches Zimmer; die echte Chance zum Rückzug ins Private. Die Mensa wird zum Parlament a la Summerhill. Und dann gibt es noch das kollektive Tabu: Finger weg von den Bilder mit den Einhörnern. Super! Erinnerungen an die Genesis werden wach: Wie emanzipiert man den Menschen, damit er fähig wird zum Sündenfall (der Mensch gewinnt seine Selbsterkenntnis), man setzt ein strenges Tabu und hoff auf individuellen Ungehorsam. Ich liebe diese Pädagogik. Mein bester Klassenlehrer hatte das auch drauf: Er brachte die Klasse gegen sich auf und wir haben uns emanzipiert in der darauf folgenden Zeit ... Schülerrat, Schulstreik, Absetzung des Direktors ... ach was waren das herrliche Zeiten. Nie mehr ducken, nie mehr Angst vor Autoritäten. Ich bin ihm bis heute dankbar. - Ja es war auch ein Internat ...

Jetzt müssen wir nur noch das pädagogische Element für das 'schlichtenden Einhorn' (namens Silberhorn, um das es im Buch ja geht) finden. Welche Rolle spielt das Einhorn? Warum muss es sterben? Ich glaube, alle große und kleinen Pädagogen wie Rousseau und Makarenko hatten auch ihre Einhörner ... das Leben spielt hat so, dass man seinen Prinzipien nicht immer treu bleiben kann. Auch das ist eine weise und tiefe Einsicht: Nichts ist für die Ewigkeit und nichts ist immer wahr ...

Heute morgen gab es im TV einen Disput zwischen zwei befreundeten Intellektuellen (Harald Lesch und Thomas Schwartz) zu Thema: "Sind wir allein im Universum oder fühlen wir uns nur einsam im Kosmos?". Der Physiker spricht ein Szenario an: Wenn es im Weltall nur recht wenig Atome gibt und der Raum eigentlich eher 'leer' ist und es nur ganz selten dazu kommt, dass sich Atome zu größeren Molekülgruppen zusammenschließen und wiederum nur ganz selten daraus Leben entsteht ... und nur unter ganz ganz seltenen Umständen intellektuelles Leben entsteht, dann stellt sich die Frage, ob es irgendwo im Weltall wirklich noch einmal menschenähnliche Lebensformen gibt. Wenn wir annehmen, dass das fast auszuschließen ist, wir also 'alleine im Universum sind', dann ist menschliches Leben so einzigartig, dass man es wie ein rohes Ei behandeln müsste ... sind wir zu dieser Erkenntnis und Verantwortung fähig?

Ach ja, physikalisches Staunen und Neugier sind auch etwas Pädagogisches. Wenn man dies also noch ausleben will, hier kann man dazu etwas lesen, bevor man sich das eher märchenhafte 'Silberhorn' zu Gemüte führt.

18.12.2009

Religion, Kirche und Diskriminierung

Ich habe bei Tobi eine kleine Diskussion zu diesen wichtigen Themen angezettelt.

03.12.2009

PowerPoint-Karaoke

Da habe ich einen super Artikel über PowerPoint in der Süddeutschen gefunden. Hier eine Leseprobe:

Immer noch ist da ein Unbehagen, ein Verdacht, in diesem Programm verberge sich eine geheime, gleichsam subversiv arbeitende Normierungsinstanz, die jeden Gedanken so lange teilt, kürzt und verflacht, bis er sich in eine überschaubare Zahl sofort löslicher Brühwürfel verwandelt. Es gibt mittlerweile so etwas wie "Powerpoint-Karaoke" das heißt: die freie Improvisation eines Vortrags über eine beliebig angelegte Bildfolge. Dieses Karaoke ist weit mehr als ein Jux, nämlich auch ein Versuch, das womöglich Verhängnisvolle von "Powerpoint" spielerisch zu bannen, mitsamt dem dazugehörigen "bullshit bingo" (Richard Grasshoff), in dem es von "challenges" wie "face the customer" und "can do attitude" nur so wimmelt.

...

"So ist es", sagt jede Folie, wenn sie auf die Leinwand projiziert ist, herausgelöst aus Raum und Zeit, mit Nachdruck und Bedeutung aufgeladen, wie sie die Schrift allein nie besäße - wobei jeder Betrachter weiß, was er nicht wissen will: dass das Bild, das da auf der weißen Fläche erscheint, der einzig mögliche Ort seiner eigenen Aufbewahrung ist. "Mit Powerpoint lassen sich Geschichten so immanent erzählen, dass der Zuhörer und Zuschauer keine Option, die nicht in der Slideshow vorkommt, für real hält" (Richard Grasshoff). Die "Powerpoint"-Präsentation ist die einzige Zufluchtstätte ihrer selbst, und je mehr es davon gibt, desto vollständiger wird das so entstehende universale Asyl der "Visionen", von denen etwa die ganze Branche der Unternehmensberatungen lebt.

22.11.2009

Kugelschrei-Bär

"Wer ist kugelrund und schreit im Wald?" ...

Endloser Bären-Unsinn ... aber nur wenn man Zeit und Lust drauf hat ...

http://www.stupidedia.org/stupi/Kugelschreib%C3%A4r
http://blogs.waslos.de/entryDetail.aspx?entryId=2102
http://kamelopedia.mormo.org/index.p...schreib%C3%A4r
http://grafik-etc.spreadshirt.de/kug...-tasse-A730638
http://www.photocase.de/de/user.asp?u=72725
http://www.bären-bande.de/produkt/kugelschreibaer
http://www.wortwerkstatt.at/index.ph...gel-schrei-br/
http://erwin-krise.de/index.php?itemid=70
http://www.gedichte.com/showthread.php?t=78011
http://de.uncyclopedia.org/wiki/Kugelschreiber
http://lernklick.de/lernspiel/87/wundertiere/
http://www.haloscan.com/comments/ix/1503/
http://www.kidopia.de/forum/showthread.php?p=327949

zauBÄRer, BÄRserker, seeräuBÄR, oBÄR, (dr)üBÄR, üBÄRholen, üBÄRwachung, silBÄR, araBÄR, streBÄR, schreBÄRgarten, BÄRg(steiger), (auf)kleBÄR, sauBÄR, lieBÄR, liBÄRo, schieBÄR, (wagen)heBÄR, BÄRtiger, hubschrauBÄR, aBÄR, sabBÄR, cyBÄR, kyBÄRnetik, (ab)(an)we(r)BÄR, biBÄR, schaBÄRnack, BÄRatung, ratgeBÄR, färBÄRei, (kugel)schreiBÄR, BÄRnstein, fieBÄR, unentBÄRlich, liebhaBÄR, selBÄR

alles zusammen gek-laut *pssst*

16.11.2009

Ein Jahr Twitterei - ein Resumee

Ich finde Twitter gut.
Ich finde es gut, dass man mit Twitter nette Leute kennen lernen und auch gute Dialoge führen kann.
Mich hat Twitter am Anfang oft an den 'world'-Channel in meinen Online-Spielen erinnert und ich konnte ungefähr gleich damit umgehen.

Intensives Twittern kostet Zeit und man muss sich auch mit ein paar Dinge abfinden, die nicht so angenehm sind:

- es gibt Leute, die wollen mit Macht in Twitter bekannt werden - ihre Anzahl Follower erhöhen, ohne dabei wirklich dialogisch mit anderen zu kommunizieren; es gibt Leute, die folgen diesen in einer Art Gruppendruck
- man freut sich manchmal, dass man von jemanden in Twitter angesprochen wird, ärgert sich aber dann schnell, wenn man merkt, dass der Dialog nicht 'ehrlich' gemeint ist, sondern nur dazu dient, Klick-Responses zu generieren
- wenn man mehreren Hundert in Twitter folgt, merkt man, dass man nicht die Aufmerksamkeit allen zukommen lassen kann, mit denen man eigentlich schon interessante Dialog geführt oder Informationen ausgetauscht hat. Man merkt dann selbst, dass man 'oberflächlich' wird.
- es gibt viele prominente Twitterer, die nicht selbst twittern, sondern für sich twittern lassen. Man merkt, dass kein wirklicher Dialog gesucht wird
- Twittern hat sich in 12 Monaten geändert. Es sind mehr geworden. Und viele sind nur dabei, weil sie meinen, sie müssten dabei sein
- auf ein 'hallo, guten Morgen' bekam ich vor 12 Monaten durchschnittlich ein Feedback von 3 anderen Twitterern - heute geht meine Begrüßung unter

Angenehm ist und ich möchte das auch nicht missen:

- man kann Bekanntschaften finden, die bereichernd sind
- man gelangt sehr schnell an Neuigkeiten
- man kann Fragen an seine 'Gemeinde' stellen, die oft auch beantwortet werden

03.11.2009

Was ist ein Seele?

Dietrich Dörner, emeritierter Leiter des Instituts für Theoretische Psychologie der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, spricht mit Technology Review über den Kern des Menschen: "Was ist eine Seele?"

lies hier weiter

29.10.2009

Cups from Éire

Auf dem Weg irgendwo zwischen Cork und Bantry gab es diese kleine Töpferei. Wirklich nicht groß. Es war Vormittag und die Müdigkeit von der Nacht zuvor steckte in den Knochen. Die beiden anderen hatten im VW-Bus übernachtet - wir hatten uns ein Bed&Breakfast gegönnt.

Da standen nun diese beiden Tassen: verlaufene Brauntöne. Ist das typisch für die Gegend? Dunkelbraunes Bier - dunkelbraune Pferde - dunkelbraunes Holz an den Giebeln - dunkelbraunes langes Haar der Gefährtin. Der alte Mann unterwegs sprach gälisch und ein paar Broken Deutsch. Jaja die gemeinsame Vergangenheit gegen die Briten hält wohl ein Leben lang. Ob diese Liebe auch so lange hält?

Jeden Morgen gibt es 20 Sekunden lang eine Reise ins Land der Gnome, Trolle, Elfen und Feen, wenn ich mir die beiden Tassen anschaue. Nein, diese Liebe von damals hat nicht lange gehalten, aber es ist die einzige, an die ich mich mit gutem Gefühl zurückerinnere. Andere sind vergessen. Vielleicht, weil keine Tassen dazu passen.

25.07.2009

When backspace is removed ...

Ich liebe diese Diskussionen ...

Kennt wer Q10? Nicht dieses Präperat ... sondern den ultimativen Textschreiber. Als ich Anfang letzten Jahres das erste Mal davon gehört hatte, habe ich mich direkt daran gesetzt, das Teil in einer Web-Form nachzubilden, so hat es mich fasziniert. Minimalismus für den rechten Gebrauch. Hat ich damit auch was geschrieben? Nein! Ist wieder sang und klanglos in der Versenkung verschwunden. Warum? Weil wer tut sich das wirklich an - einen Editor, mit dem man nicht zwischen Dateien hin- und herhüpfen kann, welcher durch die Zwischenablage zu Dreh- und Angelscheibe wird.

Soviel dazu.

Und nun heute der Zufallstreffer. Hier gibt es ihn, den Editor, der keine Backspace-Taste hat. Wo man keine Zwischenablage hat. Nein, nicht ein Programmierübungsbeispiel ... er ist so per Anforderungprofil als Entwicklungsauftrag entstanden. Freeware natürlich. Und hier wird über ihn heftig diskutiert. Es ist erstaunlich, dass solch ein Texteditor anregt zum Filosofieren (ndR = neue deutsche Rechtschreibung). Ja sogar ich denke darüber nach.

Kann ein Texteditor - ein Schreibwerkzeug auf einem Computer so reduziert werden, dass es nicht mal abspeichert, sondern nur druckt ... und dann ist alles wieder weg? So wie früher auf dem Typewriter, der gute alte Schreibmaschine ohne Korrekturtaste.

Undenkbar? Nein nicht wirklich. Auch bei Twitter ist nach dem Wegschicken des Tweeds keine Korrektur mehr möglich! Alte Zeiten - neue Tools. Web 2.0 machts möglich.

Wieso lese ich nichts in Twitter darüber?!

Das Medium schlägt zurück. Wenn Twitter durch seine Gemeinde einen Ruf verdient hat, dann wohl den, sehr, sehr aktuell zu sein. Zwar trägt niemand die Verantwortung dafür, dass es immer zu Ereignissen in der Welt auch gleich einen Tweed gibt, aber irgendwie passiert das immer. Immer?

Heute gab es beim Formel-1 Qualifying einen schweren Unfall. Massa. Und in Twitter war nicht sofort was dazu zu lesen.

Das führte dazu, dass einige per Twitter nachfragten, ob denn das alle verschlafen haben? Wieso man denn diesen oder jenen auf seiner Friend-List habe, der das dann nicht in Echtzeit sofort berichtet. Schließlich sei man das doch so gewohnt ...

Konsumentenhaltung 150%-Prozentiger oder erste Anzeichen von Professionalisierung des Mediums?

Warum muss ich denn alle(!) wichtigen Informationen ganz aktuell aus einem Tweed entgegen nehmen ... darf es nicht ein wenig unvollkommen und subjektiv sein? Es ist doch schon riesig, wenn ich "manchmal" Informationen früher und durch Zeitzeugen berichtet bekomme. Aber immer und zu allem, selbst wenn es keine Leute vor Ort gibt, die das authentisch twittern könnten? Und ich denke, selbst wenn es Twitterer vor Ort gibt, sie dürfen ganz alleine für sich entscheiden, ob sie der Welt ein Ereignis mitteilen wollen. Man mag zwar nicht Nicht-Kommunizieren können, aber Twitter zwingt niemanden dazu, immer alle über alles informieren zu müssen.

24.07.2009

push versus pull

Manchmal kommt man zu neuen, alten Themen ganz unverhofft *guck*. So wie ich da gestern zum Thema 'push'. Und man fragt sich, wieso hat sich das 'alte' Thema solange versteckt. Ich meine damit die Server-push-Technik, die sich schon immer im MIME beim HTTP versteckt hatte. Werde das mal auf meine Interessen-Liste stecken.

Das Thema hat es aber noch auf andere Weise in sich. Was wäre, wenn in jedem Mobile (Handy) eine komplette Server-Landschaft ihren Dienst tun würde und wir nicht mehr japsend mit unseren Endgeräten irgendwelche Dienste in Anspruch nähmen, sondern gleich direkt den Server-Server-Connect pflegen würden. Zum Beispiel mit einem E-Mail-Server würden wird doch komplett alles Push-Dienste wie sie z.B. im Blackberry-Konzept verwendet werden, ad acta legen können. Und das push-Konzept im iPhone bräuchte man auch nicht. Klar, man wäre nicht mehr zu erreichen, wenn man das Handy ausmachen würde. Aber das könnte man ja auch verhindern, indem man dem Handy den Abschaltknopf wegnimmt. Klar werkeln dann mehr Programme rum und man braucht mehr Power - aber das hat bislang ja auch niemanden ernsthaft von irgendwas abgebracht.

Am besten direkt mit IPv6 gleich morgen realisieren. Da könnte man jedem Dienst auf dem Handy eine eigene IP-Adresse zuweisen und das ganze Port-Geraffel fiele weg.

In meinen Gedanken bin ich schnell noch einen Schritt weiter gegangen. Brauchen wir eigentlich überhaupt noch Kommunikationsformen, die mittels E-Mail, Handy-Telefonat, SMS oder Chat gerichtet zwischen zwei Kommunikationspartnern ablaufen? Oder müssen wir uns nicht langsam zugestehen, dass dieses One-to-One-Modell überholt ist? Ich meine so wie die Ehe zu zweit? In der Diskussion über Copyright, Urheberrechte, Patente gibt es wohl auch die Einsicht, dass der Schutzgedanke geistigen Eigentums weder allgemein akzeptiert ist, noch die Welt wirklich nach vorne bringt. Warum dann nicht auch die Internet-Realität betrachten. E-Mails sind doch meist für die Spam-Tonne. Und dank Facebook, Twitter und Konsorten, kommuniziert man doch eher an die Welt und nicht an einen einzelnen Person. Also weg mit der ganzen gerichtete Kommunikation!

Wenn man was zu sagen hat, egal an wen, dann schreibt man das in seine Webseite und lässt die anderen, die es betreffen könnten, danach suchen. So funktioniert das auch bei Twitter, wenn man seine Friend-List oder ein spezielle Thema abonniert hat. Es geht doch. Man darf nur nicht unterstellen, dass man auch gelesen wird. Aber auch das kenne wir doch ... Rechnungen werden ungelesen weggeschmissen ;) Klar wird das ein gewisse Umstellung in den Interaktionsformen nach sich ziehen, Verträge werden nicht unbedingt immer wirksam, Geschriebenes verliert an Bedeutung, und vielleicht muss man das ganze Rechtssystem neu schreiben. Aber auch das wäre ja nichts Neues. Ich kann mich noch lebhaft erinnern, dass es vor 30 Jahren undenkbar war, dass man Verträge/Bestellungen per Fax oder per E-Mail hätte vornehmen können. Und heute? Völlig normal. Das Finanzamt nimmt ohne Internet ja gar keine Steuererklärung mehr an ...

Also lasst uns in Zukunft nicht mehr mit einzelnen Personen Gespräche führen, sondern immer mit der 'Welt'. Wir könnten immer alle Gedanken aller lesen und Heimlichtuerei wäre abgeschafft; am besten Verschlüsselung auch. Wie viele Investitionen man dadurch sparen könnten und auch die Kriminalität würde auch drastisch abnehmen ... siehe Minority Report.

Ich freu mich drauf und trage auch gerne mit meinen "Social Web"-Kontakten und Kommunikationsformen dazu bei, dass es in diese Richtung geht.

17.05.2009

E-Book Reader PRS-505

So nun habe ich doch so ein Teil. Sieht hübsch aus und macht was her. PDF-Dateien werden (auch in den verschiedensten Varianten) recht gut wiedergegeben. Auch MP3s sind brauchbar zu hören, so kann man sich während des Lesens der leichten Lektüre auch noch ohrlich verwöhnen lassen bzw. auf Hörbücher umsteigen. Irgendwann werde ich mal das Experiment machen, mir das Buch als Hörbuch vorlesen zu lassen und gleichzeitig den Text mitzulesen. Vielleicht ist das Genusserlebnis so, wie bei manchen Musikbegeisterten, die auch die Noten mit ins Konzert nehmen.

Was fehlt, habe ich bereits an anderer Stelle hier gepostet, deswegen gibt es dazu keine weitere Kritik.

Was schön ist, ist die super gute Lesbarkeit. Kaum ein Unterschied zu einem Taschenbuch. Ja klar, das Vor- und Zurückblättern um größere Seitenzahlen ist ein wenig langsam, weil man da keine gescheite Übersichtsseite mit Vorschau bekommt, um an andere Stellen zu navigieren. Aber für einen Roman ist das eher unerheblich. Da es keine Suchfunktion gibt, kann man den E-Reader leider nicht als Nachschlagewerk benutzen.

Anderes Thema ...

Seltsame Gefühle entstehen, wenn man sich im Web anschaut, was es alles als herunterladbare E-Book-Ware gibt. Ich meine weniger die Verwaltungsprogramm (da sind auch ein paar nette dabei; calibre gefällt), sondern mehr der Content.

Was will ich eigentlich lesen? Bereits Gelesenes einscannen? Das übrigens geht recht fix ... ohne große manuelle Eingriffe mit richtig eingestelltem automatischen Doppelseiten-Scanner ca. 800 Taschenbuch-Seiten in einer Stunde. Oder gegen gutes Geld was Aktuelles herunterladen?

Ich stöbere im Web nach kostenlosen Angeboten. Es gibt mehr als man im ersten Augenblick denkt. Aber will ich von Autoren, die ich nicht kenne, die nicht über einen Verlag publizieren, irgendwas herunterladen und lesen? Nur so die Zeit vertrödeln? Komische Bauchgefühle. Klar ist das alles auch (!) Literatur. Aber alles lesen kann man nicht. Also wie verfahren? Probieren oder gleich die Finger von lassen?

Ich fühle mich eigentlich immer wohl in Bibliotheken und Bücherläden. Finde mich zurecht. Finde Bücher, die mir gefallen. Bin gut im Querlesen und kann recht schnell interessante Autoren und Titel filtern. Aber ich kann das nur, wenn ich Bücher anfassen kann. So per Katalog oder Amazon kann ich zwar Fachbücher recherchieren, aber Belletristik würde ich darüber bestellen, aber nicht selektieren. Fürs Selektieren brauche ich irgendwie was Anfassbares. Das ist jetzt mein Problem bei den E-Books. Man kann sie nicht 'begreifen'.

Mal sehen, ob sich an dieser Situation in der nächsten Zeit etwas ändern wird. Ob und wie ich meinen E-Book-Reader benutzen werde ... Ich werde berichten - auch über meine Gefühle.

12.05.2009

tumblr

Auch wenn ich gerade gar nicht mehr weiß, wie ich zu Tumblr gekommen bin, es scheint eine recht ordentliche Plattform zu sein. Etwas mehr als Twitter ...

Schön ist aber auch, dass man Twitter verbunden bleibt. Sowohl das Füttern von Twitter mit Tumblr[Blog]-Beiträgen geht (man lässt aus Tumblr heraus seine Beiträge twitter) als auch die Möglichkeit, Twitter aus Tumblr heraus zu bedienen. Und, klar doch, man kann auch seine Tweeds als Feed in Tumblr aufnehmen.

Meine Tumblr-Blog-Seite findet man übrigens hier.

14.04.2009

Seminare designen

Beim Aufräumen fiel mir ein Prospekt in die Hand: SEMINARDESIGNER. Ein PC-Tool, das mein Interessen weckt. Auf der Webseite gibt es eine kleine Vidoedemo, die in aller Kürze das Wesentliche zeigt. Ja, es sieht ein wenig altbacken aus, aber das ist ja nicht das entscheidende. Wichtig sind die Möglichkeiten und die Freiheitsgrade (muss man sich verbiegen, wenn man das Tool einsetzt) und ich denke, da hat Michael ein durchaus als offen zu bezeichnendes System geschaffen.

Vorsicht, es ist kein Moodle oder sowas ähnliches. Es geht hier nicht darum, dass die Teilnehmer von einer Web-Plattform her versorgt werden. Es geht bei dem Tool darum, wie man Seminarveranstaltungen plant und inhaltlich/methodisch gestaltet.

Was ich auf die Schnelle nicht gefunden habe, ist, ob es einen Austausch zwischen verschiedenen Instanzen des Seminardesigners gibt, zum Zwecke des Austauschs von Inhalten und Abläufen. Also die Frage nach den Schnittstellen gestellt.

Nebenbei entdecken ich auf der Webseite eine Info über didaktische Methoden. Ich bin überrascht. Ich bin zwar sonst kein Anhänger von solchen Dingen, aber diese kleine Sammlung ist interessant.

12.04.2009

Twitwiki - Version 1

Ich hatte ja schon die Idee mit einen Screeny abgekündigt: Twitwiki. Jetzt ist es soweit. Ich hab die Zeit gefunden, mal die Dateien zu kommentieren und für den Download aufzubereiten. Man findet sie hier.

Viel Spaß.

07.04.2009

E-Books

Ich warte schon seit rund 15 Jahren auf vernünftige E-Book-Reader. Grund dafür, es spart Bäume (Papier) und könnte so viele zusätzliche Funktionen wahrnehmen:

- automatisch vorlesen,
- automatisch übersetzen,
- Bücher in verschiedenen Auflagen und Versionen vorhalten (und sogar aktuell halten, wenn vernetzt),
- Anmerkungen automatisch verwalten (gescheite Software dafür gibt es bis heute noch nicht)
- automatisch gesprochene Kommentare als Text hinzufügen (Spracherkennung),
- Lesefluß-Abweichungen in Büchern ermöglichen,
- Frage/Antwort-Spielereien
- Lexika-Integration
... die Liste ist nicht zu Ende ...

Im Grunde ein Gerät mit dem man alles tun kann (PC, Handy, Notebook, Web, Navi, Foto, GPS, MediWatch, ...), man bräuchte nur noch ein Gerät ... den Companion.

Wenn es dann noch universelle Standards gäbe, so dass man auch in 250 Jahren die E-Books von heute abspielen könnte ... und wenn die E-Book-Geräte nur 100 Euro kosten würden und die E-Books nur 10% der heutigen Bücher kosten würden ... dann könnte man langsam darüber nachdenken, ob es perfekt wird. Klar, es müsste unterschiedliche Größen-Formate geben, ich denke an die schönen Folianten im A3-Format ... Und natürlich müsste man auch lesen können, obwohl auch Bilderbücher als E-Books ihren Charme hätten.

Aber es wird natürlich erst einmal anders kommen. Zur Zeit formieren sich die Hersteller von E-Book-Geräten und ihre Pendants, die Verlage. Sie produzieren teuren (nicht wirklich guten) Schnickschnack ohne wirklich RAM und Integration für einen Preis, wo man einen guten PC für bekommt. Dann kommt noch die Format-Vielfalt, die geringe Aussicht auf Zukunftssicherheit (Wer macht mal einen Kaufvertrag über ein E-Book mit Funktionsgarantie in 100 Jahren???? Locker mit gedruckten Büchern möglich) und die unsägliche DRM-Geschichte ... Also lernfähig sind sie nicht, die E-Book-Verkaufsgemeinschaft. Sie hätten doch mittlerweile lernen müssen, wie es mit den MP3-Portalen funktioniert und was der Kunde eigentlich will. Auch ist überhaupt nicht zu verstehen, warum sie jetzt Profit machen wollen ... sie können sich doch 20 Jahre Zeit lassen, bis es break-even wird ... wenn E-Books mal da sind, dann wird es doch keine anderen Bücher mehr geben. Aber wahrscheinlich sind die Leute immer noch überzeugt davon, dass ihr Ansatz eh nur für ein paar Jahre gut ist ... was soll man mehr dazu sagen.

Die Buchhändlerin wollte mir erklären, wie das E-Book von Sony funktioniert und musste gleich bei meiner ersten Frage passen ... Sie entschuldigte sich und sagte, ich wäre wohl nicht die typische Zielgruppe für E-Books, weil Bücherkäufer ja eher nicht-technisch versiert sind. Mein Interesse an einem E-Book-Reader reicht wohl nicht und meine 35 Buch-Meter sind wohl auch nicht wirklich bedeutsam, mich als Zielgruppe zu identifizieren. Danke schön auch ... ich werden meine Computerfachbücher nun doch woanders kaufen.

In einem Artikel zu E-Books wird Thomas Schierack zitiert, die E-Book-Vermarktung wird bei der Verlagsgruppe Lübbe vorerst auf Science-Fiction-Literatur liegen, denn SciFi-Fans seien webaffiner. Wohlan, es bleibt zu hoffen, dass diese Zielgruppe sich das gefallen lässt.

Meine Prognose: Es wird werden wie bei den anderen Medien. Nach einer Zeit des Herumspielens wird irgendwo ein offener Standard kommen und den Markt aufrollen. Bis dahin getätigte E-Book-Käufe sind dann für den Arsch. Die Buchläden werden drastisch verschwinden (ich kann ja auch schon heute fast alle gedruckten Bücher beim Computerversender Alternate bestellen) und 90% aller Bücher wird es dann als Downloads geben, da wird Amazon schon für sorgen. Die Lesegeräte werden in die Handies und Netbooks integriert, das liegt doch auf der Hand - auch wenn sich die Handies und Netbooks noch dramatisch weiterentwickeln werden, so dass sie sich von heutigen sehr unterscheiden werden. Sie werden bei einschlägigen Medien-Kaufhäusern im Regal stehen.

Bei allem fehlt eines, was keiner bislang in die Marketing-Strategie eingeplant hat: Das (unprofessionelle) Vorlesen durch Menschen wird an Bedeutung gewinnen. Wieso ich darauf komme? Mit der Einführung von PowerPoint haben sich auch die Vorträge verzwanzigfacht ...

Was fehlt den E-Books wirklich? Die Kollaborations-Komponenten und das Modul zum Schreiben und Veröffentlichen von Büchern. Erst wenn jeder ein Autor werden kann und wenn jeder mit anderen über seine Meinung kommunizieren kann, werden die E-Books ihre Reife erlangen. Mal sehen, wie der Nintendo zum Bücherschreiben ausfallen wird.

18.03.2009

LdL-Evaluations-Fragebogen

Entweder hab ich ihn noch noch nicht gefunden in den unendliche Weiten des Web oder es gibt ihn nicht. Dabei ist es doch so nahe liegend, den LdL-Unterricht mal aus der Perspektive der Schüler zu untersuchen. Also hier ist er, der ultimative 5-Minuten-LdL-Fragebogen für Schüler, Studenten und andere Gelegenheiten.

Du hast gerade an einem LdL (Lernen durch Lehren) - Unterricht teilgenommen. Es wird jetzt Zeit, dass du deine Meinung dazu kundtust. In diesem Fragebogen wirst du konsequent geduzt; später vielleicht nicht mehr ;)

Frage 1: Hast du schon mal was von Lernen durch Lehren (LdL) gehört?
Antwort-Auswahl (mindestens ein Kreuz machen):
[ ] Ja [ ] Nein [ ] Noch nie [ ] Schon ganz oft [ ] Jein


Frage 2: Wie häufig hast du schon an einer LdL-Unterrichtsstunde teilgenommen?
Antwort (genau eine Zahl): .....

Frage 3: Was fandest du wirklich nicht gut an der Unterrichtsstunde?
Antwort ist frei zu formulieren (sei streng): ............

Frage 4: Was war gerade richtig gut an der Unterrichtsstunde?
Antwort-Auswahl (mindestens zwei Kreuze):
[ ] interessant [ ] locker [ ] spannend [ ] viel gelernt [ ] mich noch nie so gut gefühlt [ ] hab den Lehrer/die Lehrerin mal von einer anderen Seite kennengelernt [] die Musik im MP3-Player [ ] mein Mitschüler .... [ ] meine Mitschülerin .... [ ] weiß nicht [ ] nichts [ ] andere Dinge: .........


Frage 5: Was würdest du verbessern am Unterricht?
Antwort ist frei zu formulieren (gib dir Mühe): .........

Frage 6: In welchen Fach fändest du es auch gut, LdL-Unterricht zu erhalten?
Antwort ist frei zu formulieren: ...........

Frage 7: Welcher Lehrer / welche Lehrerin könnte deiner Meinung nach, auch gut diese LdL-Methode einsetzen (und tut das noch nicht):
Antwort ist frei zu formulieren: .........

Frage 8: Findest du es gut, dass LdL hier im Unterricht gemacht wird?
Antwort-Auswahl (genau ein Kreuz):
[ ] ja [ ] nein


Danke schön für deine Unterstützung.

Damit jeder bedenkenlos diesen Fragebogen einsetzen kann, gilt das Folgende: Der Fragebogen ist urheberrechtlich geschützt und steht unter der Creative Common Lizenz: Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland. Zusätzlich ist jede Veränderung des Fragebogens per Web-Veröffentlichung der Allgemeinheit zugänglich zu machen und per Link in diesem Blog-Thread (Kommentar) zu referenzieren.

04.03.2009

Twitwiki

Tweets sind kleine Informations-Häppchen. Das Konzept sieht vor, dass ein Tweet einen eindeutigen Absender hat und sich an alle oder per 'Reply' an einen oder einige richten kann. Ein Zeitstempel wird mitgeführt und man kann auch den Twitter-Client ausmachen. Zum Zwecke der Suche (oder auch Zuordnung) kann man 'taggen': ein Wort mit einem #-Zeichen einleiten. Es dürfen mehrere Tags verwendet werden.

Datenanalytisch wäre ein Tweed eine Relation aus den folgenden Attributen:

tweet(from[1x], to[0-Nx], timestamp[1x], tag[0-Nx], text[0-1x])
Einige Attribute werden durch Kennzeichnung im Text definiert. Soetwas kennt man auch bei Wikis. Auch dort dienen Textmarken der Definition bestimmter Informationen (Überschriften, Links usw.).

Wenn man den Tweet verlängert (z.B. 64KB) und weitere Tags definieren würde, dann könnte man daraus verschiedene Anwendungsfälle eines Informationssystems abdecken.

Mögliche Attribute könnten sein:

?text = Stichwort, Key [0-1x]
!date = Datum, Datum+Uhrezeit [0-1x] für einen Kalender oder einen Termin
^zahl = Priorität für eine ToDo-Liste
°hhh = Farbcodierung [0-1x] [h=Hexawert, hhh = rgb] bei der Anzeige
$zahl = Währung-Betrag [0-1x] für eine Buchung
=>kto = Empfänger-Konto [0-1x]
<=kto = Absender-Konto [0-1x] {id} = Link zu einem anderen Tweet per ID {url} = Link zu einer externen URL


Anwendungfälle könnten dann sein: Terminkalender, Wiedervorlage, ToDo-Liste, einfache Buchhaltung, Ideenspeicher, Memos mit Verlinkung, Listen aller Art (Adressen), Archiv (durch Verlinkung auf externe URLs), Wissensspeicher (durch Verlinkung untereinander) ...

Für die Anwendungsfälle wären spezielle Ausgabe-Sichten notwendig. Ändern und Löschen der Tweets sollten verfügbar sein. Und natürlich muss die Privatsphäre der User gewährleistet sein (Benutzerdatenbank) und auch bei allen Abfragen berücksichtigt werden. Eine Volltextsuche sollte natürlich auch vorhanden sein.

Ein Prototyp dieser Weblikation ist gerade im Test ...



Nachtrag: Hab den Name des Projekts geändert von Twaki nach Twitwiki. Warum? Weil ich nicht mit einer afrikanischen Stadt verwechselt werden wollte. *gg*

03.03.2009

Twitter-Diskussion bei Vorträgen

Sie hat sich irgendwie von alleine in den Vordergrund gedrängt: Die Frage, wie geht man bei einem Vortrag/einer Präsentation mit Twitter um (*schau hier*).

Also das Szenario kurz beschrieben: Ich halte einen Vortrag und habe zwei Projektoren. Einer zeigt meine Präsentationsfolien und der andere den Twitter-Feed über die Diskussion, den das Auditorium zu meinem Vortrag führt. Sinn: Alle können sofort und gleichzeitig eine 'stille' Diskussion über das gerade Gesagte/Vorgestellte führen und durch die Projektion wird sie auch (ver-)öffentlich(t).

Ist ein solches Szenario möglich? Oder wird die Gleichzeitigkeit zu einer Überforderung? Wann und wieviele Pausen braucht man? Wann und zu welchem Zeitpunkt sollte der Referent die Twitter-Diskussion wahrnehmen, aufarbeiten, in seine Präsentation mit einbeziehen? Wieweit können in der Diskussion Rückverweise auf vorangegangene Tweeds erfolgen, da diese vielleicht schon nicht mehr auf der Projektionsfläche sind (weil schon zu viele Tweeds oder diese schon zulange zurückliegend) und daher für Dritte nur noch schwer nachvollziehbar. Sollten auch private Zweier-Twitter-Dialoge möglich sein?

Und natürlich die Kardinalfrage: Lenkt das Twittern nicht alle zu stark ab, so dass ein twitternd diskutierender Teilnehmer weder dem Vortrag noch der Twitter-Diskussion nicht mehr gleichzeitig folgen kann? Macht es daher Sinn, dass die Präsentation auch vorher schriftlich als Kopie ausgegeben wird, damit man bei eventuellem Fadenverlust wieder schnell einsteigen kann?

Lenkt es ab, wenn was Lustiges getwittert wird und alle lachen, außer dem Vortragenden, der das ja nicht unbedingt mitbekommt?

Wie geht man mit Fragen um, die per Twitter gestellt werden. Organisationstechnisch gesehen könnte man ja einen Tag (#Frage) mit in den Tweed aufnehmen und mittels eines Feedclients selektieren lassen, so dass man die Fragen auch immer sieht. Wie hakt man beantwortete Fragen ab? Wie fasst man Fragen zusammen? Gibt es für solche Anwendungsfällte bereits geeignete Clients (Software)?

Sollte man lieber andere partizipative Kommunikationsprodukte suchen (Gruppenchat)? Ist es ein Problem, dass Twitter auch öffentlich ist, also die Diskussion immer auch öffentlich verfolgt werden kann - auch von Leuten, die den Zusammenhang der Gesamtveranstaltung nicht kennen (dem Vortrag ja nicht folgen)? Muss man für diese nicht eine Art Twitter-Protokoll der Veranstaltung liefern, damit sie die Diskussion nachvollziehen können? Gibt es schon ähnlich der Twitterfeeds eine Idee, wie man Life-Präsentationen via Twitter protokolliert (ich denke daran, das man ja bestimmte Techniken des Aufdeckens/Sichtbarmachens von Präsentationsinhalten mit einem Tweedfeed-Auslöser verbinden könnte)? Werden Twitter-Server durch eine solche Vorgehensweise überfordert (Anzahl der Tweeds, Abrufhäufigkeit, Geschwindigkeit)? Braucht man einen eigenen Twitterserver? Könnte das etwas für Dienstleister sein? Macht jemand das schon?

Also was meint der geneigte Leser, die geneigte Leserin: Kann bzw. sollte man bei Vorlesungen, Seminarveranstaltungen und Schulstunden die Teilnehmer auffordern zu twittern (mit einem entsprechend einheitlichen Search-Tag) oder ist dafür die Zeit noch nicht reif?

Ich habe im Kommentar zu obigem Link von Chris gelesen, dass er sagt, dass es auf Barcamps schon häufiger so zugeht. Also jetzt nicht die Twitterei, die nicht am Barcamp teilnehmenden Menschen über der Vortrag informiert, sondern die Twitterei, die von den Teilnehmern über den Vortrag geführt wird. Mich würden da die Erfahrungen sowohl seitens der Teilnehmer und seitens der Vortragen interessieren.

Anmerkung. Gibt es hierzu bereits Gedanken und eine schon heftig geführte Diskussion? Wenn nein, warum nicht?

NACHTRAG:

Ich habe gerade ein nettes Tool namens Twiddla entdeckt, mit dem man beliebige Web-Seiten und daher natürlich auch einen Twitter-Feed kommentieren kann und das sogar im Team. Das Teil ist auf der Webseite aufzurufen und einzurichten und ist zur Zeit kostenlos. Sieht gut aus!

24.02.2009

Weshalb meine Schuhgröße im Netz steht

Hab gerade einen Kommentar zu dem Beitrag von Sascha Lobo "Weshalb meine Schuhgröße im Netz steht" geschrieben. Er bezieht sich auf den Artikel selbst und seine bislang 3 Kommentare:

Doch - im Internet gibt es viele Seelen: Die meisten sind nicht gerade glücklich. 30km von Paderborn entfernt in einem 300 Seelenkaff (!) gibt es nicht wirklich was für junge weibliche Seelen. Ausbrechen geht manchmal nicht, weil da Kinder und der Mann abends sind. Aber es gibt das Internet! Und da kann man sein "zweites" Leben führen: fiktiv natürlich, als Avatar freilich, und nach Gefühlen und Verständnis suchend! Wäre das nicht so, für was würde man dann noch leben wollen??? Die Realität (das "real life" oder Realleben (RL)) bietet ja nicht wirklich was.

Sollen wir nun beide (lieber Leser/liebe Leserin) Google-Earth anwerfen und über die deutschen Landen fliegen und Ausschau halten nach den Inseln des Glücks? Wo sind die denn? Wer es nun immer noch nicht kapiert hat, social web, mmorpg, twitter, bloggen, chatten und flirten sind die Dinge, die einem manchmal nur noch bleiben. Wenn man sie betreibt, dann nur, um in einer schöne Illusion seine Zeit zu verbringen. Dann ist es nur natürlich, dass man sich ausstaffiert, allerdings so, dass man für andere erreichbar bleibt (26 Jahre, weiblich, Student ... - wie oft habe ich das schon gelesen).

Natürlich gibt es die Web-Elite, die das nicht nötig hat; die von einem Hype zum anderen hüpft (der Verfasser ganz oben gehört auch dazu), aber es gibt auch den 40-jährigen Arbeitssuchenden und die 70-jährige am Laptop im Heim, die ein Online-Spiel den ganzen Tag lang spielt, weil es sonst nichts im wirklichen Leben gibt. Nicht zu glauben? Seelen? Seelen! Und da können Admins so viel sie wollen an den Steckern ziehen. Das Leben - auch das virtuelle - findet immer einen Weg ...

Itari [itari_itari@twitter]

13.02.2009

Takt

Taktgefühl :: Respekt vor den Geheimnissen der fremden Seele.

Etikette, Knigge und gutes Benehmen sind eine Sache, Takt eine andere.

Ein ausgeprägtes Taktgefühl ist im sozialen Umgang nicht zu unterschätzen. Taktvolle Kommunikation bewahrt Gesprächspartner vor Peinlichkeiten. Das setzt Empathie voraus und bedeutet: Man muss sich selbst zurücknehmen können. Gar keine so leichte Sache.

Takt ist angewandte soziale Intelligenz: Er baut Konflikte ab und verhindert Stress. Kinder und alte Menschen sind oft ziemlich ehrlich - und taktlos.

Authentizität

Ein schöner Artikel in der Psychologie heute (Oktober 2008) zu diesem Thema.

"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu!" Als authentisch gilt, wer in Übereinstimmung mit sich selbst, mit seinen innersten Überzeugungen und Werten lebt und aus ureigenstem Antrieb handelt. Authentizität ist das ungehinderte Ausleben des wahren Selbst im Alltag.

So wird versucht, den Begriff zu füllen. Echtheit - wir wollen so leben, dass wir uns treu bleiben können. Wir leiden, wenn wir uns verbiegen müssen. Maslows Idee der Selbstverwirklichung hat unsere Zeit geprägt. Aber: Erfinden wir unsere Authentizität oder entdecken wir sie nur? Die Suche nach dem wahren Ich gestaltet sich als schwierig. Ist das Zeigen von Gefühlen bereits Echtheit? Oder erst, wenn es an die Grundüberzeugungen geht, an die eigenen Werte? Hängen wir einem Selbstklischee an oder sind wir ehrlich zu uns selbst? Ist das Authentische auch das Kluge, das Sinnvolle in jeder Situation? Oder schließen wir nicht aus Rücksicht auf uns und andere ständig Kompromisse? Lieber ein charmanter cleverer Hochstapler als ein ehrlicher gradliniger Typ sein, der wegen seiner Offenheit gemieden wird?

Die Virtualisierung des Lebens schreitet voran. Wir präsentieren uns dort so, wie es unseren Wunschbildern entspricht: als Avatar oder Fake. Oft nehmen wir sogar multiple Identitäten an. Thomas de Zengitca schreibt: "Von nun an werden die Menschen sich selbst erfinden und diese Erfindungen aufführen. Sie werden nie wieder einfach nur sie selbst sein." Hat es eigentlich je die Realität gegeben? Oder war Realität nicht schon immer ein Konstrukt? Denn auch das Echte muss ja inszeniert werden und geschickt präsentiert werden, damit es überhaupt wahrgenommen wird. Wer nicht authentisch rüberkommt, muss sich "neu erfinden", heißt es, will sagen, muss sich eine neue Persona zulegen, am Image feilen. So kommt es zu der paradoxen Situation, dass uns der als authentisch erscheint, der am besten diese Rolle spielt ...

Kennen und Vertautsein

"Sage mir, mit wem du Umgang hast, und ich sage dir, wer Du bist."

Schönes Sprichwort. Enthält eine Wahrheit. Stammt aus einer "langsamen Zeit"; also einer vergangenen Zeit, wo die Lebensumstände und -entwicklungen langsam vonstatten gingen. Wo der Mensch am Morgen wusste, was er am Abend machen wird. Wo er in seiner Jugend den Grundstock für sein Leben und sein Alter legte. usw. usw.

Das Sprichwort müsste man ein wenig verändern, damit es besser in die heutige Zeit passt (es würde natürlich auch in der Vergangenheit seine Gültigkeit behalten, der Blickwinkel wäre nur anders): "Zeige mir, mit wem du deine Kommunikation pflegst und ich sage dir, wer du werden wirst."

Kommunikation verändert uns. Wir lernen hauptsächlich Neues, Einstellungen, Haltungen, Kenntnisse durch Kommunikation. Die Medienwelt hat Einfluss auf unser Leben bekommen. Die meisten Menschen kommunizieren nicht mehr direkt, sondern über Kommunikationsmittel. Wir haben zu viel mehr Kommunikationspartnern Verbindungen als in früheren Zeiten es je war. Die Welt ist vielfältig und wir müssen sie erlernen, um sich in ihr zurechtzufinden. Diese Anpassungsleistungen verändern uns ständig. Wir verändern uns.

Lernen wir jemanden kennen, dann wissen wir etwas über ihn und machen uns ein Bild über die uns wichtigen aber fehlenden Dinge. Nach einem Prozess des Abgleichens stellen wir fest, dass unser Bild stabil bleibt und wir prognostizieren, dass es auch in (naher) Zukunft so bleiben wird. Diesen "Kennen" als Basis erzeugt ein "Vertrautsein" mit dem anderen. Unser kognitiver Dissonanz-Apparat verzaubert uns ab dann, die neuen Informationen über den Anderen so zu filtern, dass wir uns in unserer Meinung bestätigt fühlen. Erst wirklich große Abweichungen werden als Abweichung wahrgenommen, denn wir möchten uns in unserem Bild vom Anderen nicht selbst enttäuschen. So stabilisiert sich die Vertrautheit selbstregulierend.

Wir verändern uns. Alle anderen auch. Es ist völlig klar und normal, dass dies so ist. Es ist auch völlig klar und normal, dass wir irgendwann einmal an die Grenzen unserer Vertrautheit mit anderen stoßen; sie werden wieder "fremd" für uns. Manchmal enttäuschen sie uns dadurch. Nein eigentlich enttäuschen sie unser Bild und unser Stimmigkeitsgefühl über das Bild von ihnen. Auch umgekehrt passiert dies: Wir werden fremd für andere.

Manchmal wird man von der "Fremdheit" positiv überrascht und man genießt sie. Man hat sich zusammen (weiter-)entwickelt. Manchmal ist die "Fremdheit" verletzend: "so kannte ich dich ja bisher noch gar nicht".

Manchmal wird jemand nicht fremd: "Herr K. traf  B. nach 20 Jahren wieder. B. war immer noch der alte - er hatte sich gar nicht verändert." Dann wird es ganz schlimm.

Nähkästchen (Teil 4)

Das Ende naht. Gegen 16:30 Uhr frage ich in die Runde: Na, haben wir genug geschafft für heute? Nicken. Wenn jemand noch mit mir etwas besprechen möchte, ich bin noch ein paar Minuten da. Wer braucht eine Mitfahrgelegenheit zum Hotel? Machen wir heute Abend etwas zusammen? Ja? Treffpunkt auf dem XYZ-Platz um 19:30 Uhr? Ok. Dann bis dahin. Verabschiedung. Zwei fahren mit mir mit.

Bis zum Treffen noch kurz ins Internet: Blogs kommentiert, E-Mails abgerufen, im Twitter nachgeschaut, was die Welt so denkt. Bürokram erledigt, soweit man das im Hotel tun kann. Dann bummeln durch die Stadt, Geschäfte anschauen, den Alltag genießen.

Wir treffen uns. Jemand schlägt ein Restaurant vor und wir gehen in diese Richtung. Kleingruppenbildung. Ich frage, ob die Unterbringung auch überall zufriedenstellend ist. Die meisten waren schon öfters im Fortbildungszentrum und berichten von ihrem gerade absolvierten Saunagang. Wir schlendern die Straße entlang und ich bemerke, dass die Gruppe doch recht gut miteinander auskommt und bislang niemand eine Außenseiterrollen wahrnimmt.

Das Studium der Speisekarte führt zum Vergleich der regionalen Küchenkenntnisse. Was man sich empfehlen würde - bei kleinem oder bei großem Hunger. Die Getränke rücken an. Man erzählt sich schnell private Kleinigkeiten: wo der letzte Urlaub war, die Hobbys werden ausgepackt und berufliche Veränderungen angesprochen. Mittlerweile sind wir alle beim Du angekommen. Ich erfahre 'bekannte' und neue Neuigkeiten. Die Zwanzigjährige bringt sich ins Gespräch genauso locker ein wie der Sechzigjährige. Familie, Kinder, Alleinerziehung, Angehörigenpflege, Auslandsaufenthalte - alles kommt irgendwann ans Tageslicht. Auch schwierige Themen, wie Mobbing und die Meinung über verfehlte Stellenbesetzungen werden beim Einnehmen der Speisen bearbeitet. Die zweite oder dritte Runde wird eingeläutet: getränkemäßig.

Was ich denn noch so mache, wird gefragt. Kurse, Coaching, Konzeption/Durchführung von Weiterbildungsprojekten und Hilfe an der Schnittstelle Mensch/Computer/Internet. Ob ich denn auch programmieren könnte oder diese oder jene Software kennen würde? Ob ich mich auch mit Projektmanagement auskennen würde? Was ich denn studiert hätte? Viele Fragen und ich beginne ein wenig über meine Arbeit zu reden ... Irgendwann auch von den neuen interessanten Erfahrungen im Web 2.0 und von Twitter. Einige kennen sich mit Chatten, Blogs und dem social network bereits aus. Andere blocken ein wenig ab: Wozu das denn gut sein soll? Dass man gar nicht so viel Zeit privat dafür hat ... Ich frage nach. Ob die Kinder in der Familie nicht damit Umgang haben oder der Partner, die Partnerin? Ob jemand auch Online-Rollenspiele spielt? Ob das Thema Computersucht ein Problemthema wäre. Ja, dazu würde ich auch Vorträge halten und man kann mich auch gerne in eine Schule einladen ... Wo denn alles hinführen wird ... Ob ich da nicht etwas zu sagen könnte ... Manchmal erzähle ich etwas von meine Spielfiguren in Online-Spielen, von den Freunden im Forum, von den neuen Bekannten in Twitter. Manchmal zeige ich die Kräuterbonbons, die meine kleine Hexe immer bei sich trägt und manchmal erzähle ich etwas von der neuen, virtuellen Welt, wo wir mit den Vorstellungen der 'realen Welt' oft an die Grenzen stoßen, wo andere Regeln gelten und wo in atemberaubender Geschwindigkeit neue intensive Beziehungen entstehen und wieder vergehen, wo Spaß und seelisches Leid wie im realen Leben gefühlt werden und wo riesige Infrastrukturen von den Beteiligten erstellt werden, um den Spielspass zu organisieren. Manchmal führt das zu Staunen, dass der Mensch solche Welten wie "Second Life" erschaffen hat in den letzten Jahren. Fast unbegreifbar für alle, die noch keinen Blick hineingeworfen haben; selbstverständlich für andere, die ihre Geschichten dann erzählen. Ich flirte für eine kritische Neugier und erzähle, dass sogar Hochschulen in diesen Welten ihren Unterricht abhalten.

Um 22 Uhr wird es Zeit für uns. Der Tag war lang und der morgige Tag ist wichtig für die Gruppe, da ist ein klarer Kopf wichtig und wenig Zeit für Müdigkeit. Wir brechen auf und auf dem Rückweg zum Hotel wird unsere Gruppe immer ein wenig kleiner. Gute Nacht und bis morgen.

Warum das alles? Der Mensch ist Mittelpunkt. Und nur wenn wir ihn ganz wahrnehmen, können ernst gemeinte Lernprozesse greifen, dann aber mit einer unerwarteten Heftigkeit.

12.02.2009

Nähkästchen (Teil 3)

Die Wände füllen sich mit Flip-Charts zu den verschiedenen Themen: Drucker, Bildschirm, Spracheinstellungen der Tastatur. Wie funktioniert eigentlich ein Programm? Datenbereich, Code-Segment, Stack, virtuelles Memory, Page-Faults, Auslagerungsdatei. Wie kann man einstellen, ändern, nachschauen, messen ... Fragen werden gestellt, gegoogelt und immer wieder nachgeschlagen im Wiki oder im Buch. Zusammenfassungen in Form von Mind-Maps entstehen. Ganz im Sinne von Visual Facilitating & Graphic Recording – das bedeutet mit Grafik, Text und Bildern die Kommunikation in Gruppen zu erleichtern. Alle stellen Fragen, alle sind engagiert. Es bilden sich spontan Zweiergruppen, die auf meine Rückfragen Einstellungen an ihrem PC ausprobieren oder im Web Details recherchieren.

Zeit für den ersten Fragebogen.Ich kündige ihn als einen Test an. Erschrecken. Wie? Tests werden hier geschrieben? Ja, klar! Aber es sind ganz besondere Tests. Man darf alle Hilfsmittel, wie Internet, Buch, eigene Skripte verwenden, inklusive der Möglichkeit, vom Nachbarn abzuschreiben. Ah so. Und Abgeben braucht man den Test auch nicht. Der erste Test ist ein Multiple-Choice-Test. Beispiel-Fragen:

1. Welche Bauteile befinden sich auf der Hauptplatine eines PCs?  Mikroprozessor | Festplatte | Bussystem | BIOS
2. Welche Aufgaben hat das RAM? versorgt den Prozessor mit Daten | flüchtiges Zwischenspeichern von Daten | ersetzt eine Festplatte | löscht überflüssige Daten
3. Was bedeutet der rote Streifen auf einem Flachbandkabel? kennzeichnet eine Festplattenkabel | kennzeichnet ein High-Speed-Kabel ("Rallystreifen") | kennzeichnet Pin-1 | kennzeichnet Pin-50

Wie der geneigte Leser sofort sieht (*gg*), sind die Fragen bei genauem Durchdenken nicht eindeutig zu beantworten. Ist das BIOS nicht eher ein Programm und gar kein Bauteil oder ist der Chip da hinten nicht der Sitz des BIOS? Kann ein RAM nicht auch eine Festplatte simulieren (RAM-Disk)? Und ist das Teil mit dem roten Streifen nicht meist ein Festplattenkabel und zugleich eine Pin-Kennzeichnung?

Die Auswertung der Fragen wird von den Teilnehmern selbst durchgeführt. Es geht der Reihe nach Frage für Frage und jeder berichtet und begründet seine Antworten. Dann wird diskutiert, ob man die Frage nicht auch anders hätte beantworten können ... manchmal muss man ein wenig nachhelfen. Niemand hat das Gefühl getestet worden zu sein.Das Gefühl ist eher wie beim Quiz - man will verstehen, was denn nun richtig ist und was unrichtig. Und man muss seinen Standpunkt vertreten. Oft ist der erste Schluss nicht ganz durchdacht und die Fragen gewinnen an Tiefe. Das ist ja auch der Sinn der Übung: Sich selbst sicherer im Verständnis und in der Kenntnis zu machen. Nicht immer sind es todernste Antwortvorgaben; nicht immer sind es Multiple-Choice-Fragen.

Wenn die Gruppe gut ist, dann dürfen die Teilnehmer ab dem 3. Fragebogen sich selbst Fragen und dazugehörige Antworten ausdenken. Entweder finden sich Zweier-Gruppen oder jeder macht 2 Fragen selbstständig. Die Fragen werden von mir eingesammelt und als Text ausgedruckt und dann wird verteilt. Bei der Auswertung dürfen die Fragesteller moderieren. Fast immer sind die Fragen niveauvoll (reflektieren den durchgenommenen Stoff) und fair. Mittlerweile habe ich einen beachtlichen Fragen-Fundus. Wenn das Fragebogen-Spiel eingeübt ist (in den weiterführenden Kursen sowieso), gibt es Zeitvorgaben beim Ausfüllen. Auch wenn manchmal eine Frage nicht beantwortet wird, empfinden die Teilnehmer keinen Stress, sondern freuen sich auf diese Art der Wiederholung und Vertiefung, denn fast immer findet eine klärende und vertiefende Diskussion statt.

Praxis, Praxis, Praxis. Die zweite Form der Teilnehmertestung sind die Fehler-Such-Workshops. Die Gesamtgruppe wird geteilt. Der eine Teil verlässt den Raum. Die andere Gruppe baut einen Fehler, ein Problem in einen Testrechner ein und wählt einen aus ihrer Mitte, welcher den "hilfesuchenden User" spielt. Dann wird die zweite Gruppe instruiert, wer Gruppenführer spielt und den Dialog mit dem User führt. Dann treffen beide Gruppe wieder zusammen und der Dialog einer Support-Situation wird eingeleitet. Natürlich werden die Rollen überzeichnet gespielt und fast immer wird alles mit einem Schmunzeln von dem Rest kommentiert. Je nach Aufgabenstellung wird mehr Wert auf das Lösen des Fehlerfalls, auf die Kommunikationssituation oder auf das methodische Vorgehen bei der Diagnose gelegt. Die Lösung dauert zwischen 10 und 60 Minuten je Fall. Wenn sich keine Lösung abzeichnet, werden schon rechtzeitig Hinweise gegeben. Anschließen wird eine Auswertungsrunde durchgeführt, wo alle ihre Gefühle schildern und die Lösungssuche und die dabei aufgetretenen Schwierigkeiten angesprochen werden.  Fast immer wird irgend etwas Neues angesprochen, fast immer gibt es humorvolle Situationen. Die Begeisterung für diese Rollenspiele ist sehr hoch. Selbst nach den Kursen wird im Kollegenkreis darüber berichtet und es gibt gelegentlich Teilnehmer, die sich nur aus diesem Grunde zu den Fortbildungen anmelden obwohl sie es gar nicht müssten. Da der Schwierigkeitsgrad beliebig skalierbar ist, sind "alte Hasen" wie "Frischlinge" bedienbar. Falls die Motivation mal nicht ganz so ausgeprägt ist oder die vorgeschlagenen Probleme unrealistisch werden, greife ich natürlich mit Vorschlägen ein. In den fortgeschritteneren Modulen werden auch kommunikative Problemsituationen gespielt. Es ist hierbei immer wieder erstaunlich, wie realitätsnah trotz Übertreibung doch die Rollen gespielt werden. Selbstverständlich findet alles auf freiwilliger Basis statt; wer nicht mag, darf auch nur als Zuschauer mitwirken oder gesellt sich nur zu der Gruppe, die jeweils die Problem einbaut. Hab ich vergessen zu erwähnen, dass die Gruppen sich immer abwechseln mit der Rollenverteilung? Und habe ich auch vergessen zu sagen, dass es oft schwieriger ist, sich ein Problem auszudenken als eines zu lösen? Na gut, dann muss das wohl auch mal gesagt werden.

Nähkästchen (Teil 2)

Erste Fortbildungsmodul. Wie alles beginnt.

Sechs Uhr Montag morgen. Zwei Stunden Autobahnfahrt, dann sind wir am Ziel. Die Fortbildungsstätte wacht so langsam auf. Der Pförtner schließt den Schulungsraum auf. Ein erster Blick verrät, dass die vereinbarten Kopien der Teilnehmerunterlagen in einem Karton bereits stehen. Ein zweiter Blick verrät: es sind die Richtigen. Schnell die Signaturseite noch in den Hefter eingelegt. Die Signaturseite ist eine beliebige Seite, die nicht als Original beim Kopiercenter liegt. Sie enthält bei jedem Kurs einen anderen Rechtschreibfehler. So kann man ein wenig genauer nachverfolgen, wann und von wem die Unterlagen möglicherweise (und unerlaubter Weise) kopiert wurden. Einschalten der PCs, einloggen und schauen, ob die Betriebssystemversion auch wie abgesprochen eingespielt ist - und ob das Netzwerk geht. Oh Pech heute morgen. Natürlich das falsche Windows auf den Rechnern. Aber ins Netz gehts. Also schnell die für einen solchen Fall vorbereiteten DVDs ausgepackt, die Netzwerk-Adressen noch gerade notiert und dann per Imagekopie die neue Software auf die PCs eingespielt. Macht 30 Minuten schlechte Laune - dann geht das auch vorbei.

Um 10 Uhr geht es los. Noch eine Stunde Zeit. Kurzer Besuch bei dem Leiter des Fortbildungszentrums: Shaking hands and some smalltalk. Ob ich einen Kaffee mag, fragt die Sekretärin. Das sollte sie so langsam doch wissen: klar! Danach eine schnelle Runde bei allen wichtigen Leuten im Center: Kopierraum, Netzwerk-Admin, und meinen speziellen Freunden. Noch 30 Minuten. Es wird Zeit wieder in den Schulungsraum zurückzugehen und sich auf die ersten Teilnehmer zu freuen. Ein wenig Gesichtstraining: Cheese, Smiling, Chester ... Wenn man nicht in den ersten 3 Minuten ein Strahlemann/-weib ist, dann wird es in der ersten Stunde zäh.

Das erste Gesicht erscheint im Türrahmen. Ja hallo erstmal ... es ist ja so schön heute morgen ... und das Wetter hält auch, was es verspricht ... und wo man denn herkommt und wie die Fahrt so war ... ob man sich schon auskennt hier ... ja die Cafeteria ist noch an der selben Stelle ... Der Nächste steht im Türrahmen ...

In den ersten 3 Sekunden in den Nahbereich per Smalltalk vorstoßen und man kann dir nicht mehr böse sein ... und immer lächeln.

Fünf vor Zehn sind alle 6 Teilnehmer da. Das ist nicht immer so. Manchmal brauchst den ganzen Vormittag, bevor alle da sind. Das ist dann ein ewiges Wiederholen der Zeremonie. Aber was solls. Der Kunde ist ja König. Hihi. Du musst nur schauen, dass die Königreiche untereinander keine Krieg anfangen.

Begrüßungsrunde. Nochmal hallo. Wer was schon einmal hier gewesen, wer ist das erstmal auf Kurs. Erläuterungen, wo was wie wann warum so ist wie es ist. Und dann der obligatorische Sicherheitshinweis: Wenns Feueralarm gibt, dann nicht per Aufzug, sondern direkt aus dem Fenster springen. Haha, war nur ein Scherz. Wo es für kleine Männer und Weiber hin geht, und wer nochmal gerade dahin muss ... Wie es mit den Pausen gehandelt werden soll (Raucher sind ja sowas von nervös) ... alles klar oder hat noch jemand etwas auf dem Herzen? Wann wir am Mittwoch aufhören ... ja am späten Nachmittag ... der Zug geht aber schon früher (??? ach nee Flieger) und man könne eigentlich nur bis ... ob das denn berücksichtigt werden könnte? (Ob ich jetzt den Scherz mit dem Telefonat mit dem Cheffe anbringen soll? - Nee ist noch zu früh und zu direkt, macht eventuell zuviel Stress.)

Ja und nun würde mich schon interessieren, wer wir so sind, was wir hier wollen und vor allem was wir voneinander halten wollen. Jeder stellt sich vor, erzählt was er/sie sonst so macht und ob der PC auch zur Hause auf einem kleinen Altar steht und ihm eifrig gehuldigt wird. Wann man sich so das erste Mal gefragt hat, was denn diese Buchstaben "PC" bedeuten ... haha als man die Windel an hatte, sozusagen mit der Muttermilch ... ach erst vor kurzem, weils bei der Aldina so verlockende Angebote gab und man endlich auch mal in Internet wollte ... nun ja ... aber auf dem Schreibtisch am Arbeitsplatz hat jeder/jede einen eigenen PC? Nicht? Doch! Klar! Und wer weiß schon alles über den PC? Experten vor ... ah, schon mal ein Betriebssystem selbst installiert ... oh, kein Windows, sondern ein Mac ... Linux? Echt? Kubunto? Toll .... Hat sich jemand auf die Fortbildung speziell vorbereitet? Autogenes Training meinte ich nicht ... haha ... nein - keine Zeit gehabt ... notwendig? ... nein, aber wäre halt schön gewesen, wenn .... effektiver das Ganze dann ... ob ich was voraussetzen würde? ... nein ... man darf auch ganz dumme Fragen stellen (sichtliche Erleichterung) und dumme Fragen gibt es sowieso nicht, nur dumme Nicht-Frager ... ich werde über die Fragenanzahl eine Strichliste führen, wer bis Mittwoch die wenigsten Fragen gestellt hat, dem wird der Titel "Dummerchen" verliehen ... ob ich das ernst meine ... klaro ... ... ...

Ich notieren die Rangfolge im Kopf: Wer weiß schon genug, wer wird wohl am meisten Unterstützung brauchen, wer wird sich mit mir reiben wollen ... 99%-Trefferquote. Wenn ich später die Gruppen zusammenstelle, dann wird 1,3 und 4 und 2,5 und 6 zusammen sein. Ja das wird dann passen. Namensschilder schnell aufs Blatt übertragen. Teilnehmerliste rundgegeben.

Was werden wir die 3 Tage zusammen machen? Ich stelle die Themenliste vor und erläutere das Ziel und das Konzept: Praxis, Praxis, Praxis soviel wie möglich. Kopfnicken in der Runde. Und soviel Theorie wie nötig, damit die Praxis auch geht. Wieder Kopfnicken. Und wir halten uns nicht mit langweiligen systematischen Vorträgen auf. Ich stelle Fragen in die Runde. Wenn die Antworten nur so sprießen, dann geht es schnell weiter. So halten wir uns nicht mit Dingen auf, die sowieso jeder kennt und können uns ganz gezielt mit dem auseinandersetzen, was noch nicht klar ist und was neu ist. Wenn es für jemanden zu schnell ist, dann legen wir eine Wiederholungsrunde ein. Und die wird dann jemand machen (ein Teilnehmer), der es schon verstanden hat. Warum? Weil jeder ein wenig anderes erklärt und man so eine andere Sichtweise kennenlernen kann.

Die Agenda halte ich auf einem Flipchart fest, schreibe die ungefähren Dauern der einzelnen Themenblöcke fest und frage dann in die Runde: Haben wir alles? Ist das unser Kurs? Hat noch jemand ein Thema, das unbedingt untergebracht werden muss? Wer hat was gegen diesen Kurs-Fahrplan? Einstimmig! Ok, wann immer jemand das Gefühl hat, dass wir etwas anders machen sollten oder etwas vergessen haben, dann korrigieren wir gemeinsam den Plan. Ach nebenbei, am Mittwoch nachmittag (am Ende der Veranstaltung), wäre der Zeitpunkt, einen neuen Plan aufzustellen, nicht sonderlich produktiv, weil wir keine Zeit mehr hätten ihn umzusetzen. Also wer dann erst feststellt, dass er/sie im falschen Kurs sitzt, der sollte sich jetzt melden (grinsen in die Runde) - Botschaft angekommen? Konsensbildung abgeschlossen.

Das erste Thema handelt von dem, was einen PC zum PC macht: dem Prozessor. Wer kennt denn einen Prozessor beim Namen? Pentium? Intel? Apple? 8088? Atom? Hmm. Sollten wir glatt mal die PCs anmachen und im Internet nachschauen, ob es etwas bei Wikipedia zu diesem Stichwort gibt. *rappel, rappel, fluch* Wo denn der Einschalter wäre ... 10 Minuten später ... Wie sucht man etwas bei Wikipedia? Wer hat schon etwas gefunden? Ach - dann schauen sie doch einfach mal bei ihrem Kollegen nach, wie er das gemacht hat .... ... .... Gibt es irgendwelche Merkmal, wie man das Thema Prozessor einkreisen kann? Takt? 32/64-Bit? Front-Side-Bus? Cache? Hyperthreading? Multi-Core? Die Antworten kommen immer schneller ... ich gehe der Reihe nach bei jedem Teilnehmer vorbei und hole mir ein Stichwort ab ... schön schön ... das Flip-Chart füllt sich. Ein neues Thema wird angeschnitten: RAM. Und auch Motherboard. Bus? Hab ich da North-Bridge gehört? Ich stelle meinen PC auf den Tisch und krame einen Schraubendreher aus meine Tasche. Wer hat schon einmal einen PCs aufgemacht? Wie geht das? Ich drücke jemanden den Schraubendreher in die Hand und fordere ihn auf, den PC zu öffnen. Wir stehen alle um den geöffneten PC herum und ich frage: Wo ist denn der Prozessor? Ein klobiger Ventilator verdeckt den Chip und jemand zeigt darauf und erklärt, dass darunter der Prozessor sitzt. Ich frage: Warum wird ein Prozessor so heiß, dass man einen Kühler braucht. Eine Diskussion über Thermik, Stromverbrauch und grüne PCs beginnt. Ich teile die Bilderbücher aus (Ron Whites visueller Streifzug durch den Computer) und wir blättern via Stichwortverzeichnis auf die Seite mit den Prozessoren. Hübsch - nicht wahr? Ja, da wird auch noch mehr erklärt. Ist allerdings nicht mehr ganz aktuell, aber das Grundsätzliche kann man da nachlesen. Tolle Bilder? Ja, ist ein gutes Buch. Ob man es behalten darf. Klaro, aber nur wenn versprochen wird, es auch zu lesen und es danach zu vererben. Wieso? Weil das kein Bücherregalbuch ist, sondern ein Leserbuch - es will von einem Leser zum anderen weitergereicht werden *vorsichtiges Lächeln* Gleich machen wir unsere erste Pause. Ich denke, wir haben sie und den Kaffee auch verdient. Vielleicht werden wir uns nach der Pause duzen. Ich hab wieder mal Glück: Ist eine tolle Gruppe. Scheint nett zu werden. Naja, man soll den Tag nicht vor dem Abend loben ...

Nähkästchen (Teil 1)

Berichte über Unterricht geben mehr her als man denkt, wie wohl sich damit meine Empfehlung nach pädagogischen Poems indirekt bestätigt. Daher möchte ich auch über mein Unterrichten etwas erzählen. Da es sich hierbei nicht um spezielle Methoden handelt (auch nicht um LdL), passen diese Berichte nicht unbedingt in den Kontext anderer Stellen. Methodisch könnte ein wenig von dem enthalten sein, was ich einmal in einem Blogbeitrag "Lernen durch Questen" beschrieben habe, was aber höchstens im Nachherein als Klammer dienen könnte, denn die Situationen, die ich hier vorstellen möchte, haben dies nie zur Grundlage gehabt.

Die Beschreibung werde ich unsystematisch vornehmen, halt literarisch. Manches wird erst später erklärt und manches wird sich vielleicht erst durch Nachfragen konkretisieren. Auch sind Orte, Personen und Situationen fiktiv, da ich die tatsächliche Durchführung nicht anführen darf und kann. Sicher ist eins, dass alles irgendwann so und nicht anders passiert ist.

Der Auftraggeber war eine quasi öffentliche Einrichtung und die Aufgabenstellung war die Schulung einer größeren Anzahl von bereits im der Einrichtung beschäftigten Personen zu PC-Supporter fortzubilden. Die Einrichtung selbst war ausgestattet worden mit Arbeitsplatz-PCs, aber der Umgang mit den Anwendungen und dem PC-Handling war eher bescheiden. Viele Probleme waren nicht unbedingt komplex-technischer Natur, sondern oft Bedienungsfehler und Unwissenheit. Um Stimmung und Arbeitsmotivation nicht kippen zu lassen, sollten aus jeder Abteilung/jedem Bereich einige Mitarbeiter zu PC-Unterstützern fortgebildet werden. Da sie zum einen die typischen Aufgaben und Arbeitsorganisationen kannten und auch persönlich oft ausreichend bekannt waren, versprach man sich sehr viel davon, dass wenn diese Personengruppe ein tieferes PC-Verständnis aufweisen würde, dass sie sich dann hervorragend eignen würden, viele im Alltag vorkommenden Probleme zu beheben. Eine externe Hotline für komplexere Probleme gab es auch; allerdings sollten alle Probleme erst einmal vorqualifiziert werden, bevor die "Externen" dann den Zuschlag bekommen sollten.

Die Zielgruppe, die an der Fortbildung teilnehmen sollte, war zwischen 20 und 60 Jahre alt, hatten alle eine abgeschlossenen Berufsausbildung oder ein Studium und sollten bereits über eine gewissen Erfahrung im Umgang mit PCs, dem PC-Betriebssystem und den typischen Anwendungen verfügen. Es sollten insgesamt mehr als 100 Personen in einem Zeitraum über 3 Jahre an der Fortbildung teilnehmen. Tatsächlich sind mehr als 350 Personen über 7 Jahre hinweg geschult worden. Da der Personenkreis nur einen Teil der Arbeitszeit für diese PC-Support-Aufgaben wahrnehmen sollte, also auch weiterhin für eine Hauptaufgabe in der Organisation zuständig war, waren zeitlich zusammenhängende Fortbildungseinheiten nicht möglich. Auch gab es Kostenrahmen und natürlich die typischen Verfügbarkeitsprobleme (Krankheit, Urlaub usw.), so dass eine möglichst modulares und flexibles Angebot notwendig war. Eine weitere Rahmenbedingung bestand darin, dass der Personenkreis nicht unbedingt motiviert war und es auch eine Avantgarde gab, die durch Teilnahme an der Maßnahme ihren Segen geben sollte (also erst noch überzeugt werden musste, dass die Maßnahme inhaltlich und organisatorisch passte).

Das entwickelte Konzept (inkl. Curriculum) sah dann im Einzelnen vor:

1] umfangreicher Fragebogen, um das Vorwissen feststellen zu können und zur Verfügungstellung verschiedener Text und Materialien zum Selbststudium zwecks Aufarbeitung und Einarbeitung.

2] Einrichtung spezieller PC-Berechtigungen, um auch administrative Aufgaben am PC erledigen zu können.

3] Konzeption und Entwicklung von 4 Unterrichtsmodulen (je 3 Tage Dauer): PC-Grundlagen (Hardware/Peripherie/Betriebssystem), Netzwerk-Grundlagen, Grundlagen des Troubleshooting und des Kundendienstes und Aktualisierungs-/Vertiefungs-Workshop (Themen je nach Bedarf, später wurde hier das Update-Wissen auf neue Betriebssystemversionen behandelt). Die Unterrichtsmodule bauen aufeinander auf (Reihenfolge) und sollten immer mit mindestens 2 wöchigem Abstand besucht werden. Maximal 6 Personen sollten an einer Veranstaltung teilnehmen. Damit konnte man die Unterrichtszeit des Einzelnen von rund 22 Tagen auf 12 Tage verkürzen (intensiverer Unterricht). In den Zeiten zwischen des Modulen gab es Hausaufgaben.

4] Ausarbeitung vor Fallbeispielen und deren Abstimmung mit dem "externen Support". Die Fallbeispiele bildeten die Grundlage für die Rollenspiele in den Unterrichtsmodulen.

5] Integration eines Trouble-Ticketing-Systems (Call-System) und deren Schnittstellen-Implementation (Eskalation-Prozesse, Reports, später auch: internes Abrechnungssystem)

6] stufenweises Einbeziehen der umgebenden Administration (Personalwesen, IT-Abteilung, Einkauf/Beschaffung, Rechenzentrum, Fachabteilungen)

Da einige Maßnahmen parallel abzuwickeln waren, gab es auch die Aufstellung und Schulung eines Trainer-Teams und deren Abstimmung untereinander sowie spezielle methodische Engagements (praktische Übungen, Fragebögen und Durchführungsorganisation), die für ein gleiches inhaltliches Niveau sorgen sollten. Wechselseitige Hospitation der Trainer und Coaching gehörten auch dazu. Ein bereits bestehendes Qualitätsmanagement für Schulungen wurde genutzt (qualitätserhebende Fragebögen und deren Auswertung). Regelmäßige Abstimmungen mit dem Auftraggeber (er konnte auch jederzeit Besucher zu den Veranstaltungen entsenden) sowie ein Change-Management-Prozess (für eventuelle Veränderungen an der Durchführung und inhaltlichen Gestaltung) wurden vereinbart.

Kurzes Szenario des Unterrichts (didaktisches Design): Da es keine feste Zusammensetzung des Teilnehmerkreises für die einzelnen Module gab und sich auch nicht-bekannte Personen treffen konnten, findet immer zu Beginn eine Teilnehmervorstellung mit Erwartungsabfrage statt. Aufgrund der Erwartungen, des Vorwissens und der Modulziele wird gemeinsam (Trainer und Teilnehmer) eine Agenda beschlossen (da mehr als 50% Praxisanteile konzipiert sind, gibt es immer genug Möglichkeiten). Die Vorstellungsrunde ist zugleich als gegenseitiges Kennenlernen und miteinander Warmwerden platziert. Aufgrund der Themenschwerpunkte führt der Trainer in die wichtigsten Punkte per Vortrag oder Frage-Antwort-Dialog ein; der rote Faden und die Wissensübersichten werden auf Metaplan oder Flipchart-Seiten dokumentiert. Es gibt den Unterricht begleitende Skripte, zum Teil Bücher, immer das Web (jeder Teilnehmer hat seinen PC) und Anschauungsmaterial (PC zum Auseinanderbauen) und/oder Exkursionen (Besuch eines Netzwerk-Leitstands). Pro Modul sind 4 Tests (Fragebögen) und mindestens 2 Workshops angesetzt. In den Workshops treten 2 Gruppen gegenseitig an und bauen sich Fehler ein, die die jeweils andere Gruppe dann herausfinden und lösen soll (Dauer eines Workshops ca. 30-60 Minuten). Hausaufgaben werden auf die nächste Modul-Sitzung aufgegeben (Beobachtungsbericht oder Recherche eines Problemfalls) und dort besprochen. Wegen der kleinen Gruppen muss jeder Teilnehmer sich einbringen und Beiträge leisten; es gibt keine Zurückgezogenheit. Jeder kann jederzeit zu jedem Thema Fragen stellen (oder diese direkt beantwortet werden oder erst per Mail nach dem Modul, ist dem Trainer überlassen). Störungen haben Vorrang. Zentrales Lernziel ist: Wissen und Erfahrungen aneignen (auch humorvoll voneinander lernen), um PC-Probleme methodisch zu lösen.

06.02.2009

Spieglein, Spieglein an der Wand ...

Die Meldung ist ja eigentlich überfällig: Werbe-Plakat erkennt Geschlecht und Altersgruppe (siehe ct-Meldung 2009-02-05). Was schon seit der Märchenzeit in unserem Kopf herumgeistert, ist das Werkzeug zur Sichtbarmachung unserer (geheimsten) Wünsche. Jetzt ist es offenbar angekommen. Es verfügt über einen Erkennungsmechnismus, der die Betrachter analysieren und einteilen kann: Geschlecht, Alter.

Bald werden "Befindlichkeit", "Sehnsüchte" usw. folgen, denn auch hier gibt es ja schon zarte Softwarepflänzchen, die so etwas entdecken können. Klar kann man den Betrachter auch wiedererkennen, seine Verweilzeiten vor dem Plakat messen und dies mit anderen Daten abgleichen (er würde ja schon ausreichen, wenn sich die Plakate untereinander die Informationen zukommen lassen). Wir wissen dann das wann und wo und auch das mit wem wir uns das Plakat anschauen, wäre nicht schwierig.

Auch unsere Reaktionen auf die vorgestellten Plakatinhalte könnte man scannen und aufzeichnen, um uns möglichst keine für uns "langweiligen" Inhalte mehr präsentieren zu müssen. Ja möglich wäre das alles schon. Und sicherlich auch für Werbezwecke recht sinnvoll. Ein Schelm, der sich jetzt mehr dabei denkt. Im Grunde ist das doch genauso wie man im Web das Advertising plaziert, auswertet und aufzeichnet. Macht doch jeder so, der einen kostenlosen "social web provider" nutzt oder sich Accounts bei Yahoo oder Google angelegt hat. Wie sagte jemand vor Kurzem? Die Werbezeile bei Googlemail passt sich dem Mailinhalt an, bevor du die Mail gelesen hast.

Gut dass ich einen entspiegeltes Display bei meinem Laptop habe und auch keine Webcam. *gg*

Wenn es dann mal soweit ist, dass diese Werbe-Plakate überall hängen, dann werde ich zum Schleier greifen ...

PS. Kennt jemand zufällig den Film "Das Bourne Ultimatum"? Passt auch ein wenig in diese Überwachungs-Thematik.

01.02.2009

Twitter-Alltag

Nachdem meine Umfrage nun beendet ist und die Auswertung ein wenig Hoffnung macht, dass man Spuren bei anderen hinterlässt (natürlich hat so eine Umfrage auch Ventilfunktionen), möchte ich noch ein paar persönliche Impressionen schildern.

Manchmal ist es deprimierend zu sehen, mit welch fröhlicher, ja geradezu positiver Einstellung getwittert wird: "erfolgreich - schön - umjubelt" will ich das mal kennzeichnen, wenn man gleichzeitig auch die weniger schönen Tweets lesen muss. Klar, nicht alle lesen das, was ich lese, aber so im Durchschnitt ... Da fehlt einem schon manchmal das Mitgefühl füreinander. Es scheint so, als wäre der ganz normale Egoismus auch bei Twitter nicht aufgehoben, obwohl ja eine weltumspannender Hierarchie freier Meinungsaustausch mancherorts bewundert wird, der eigentlich für das Gegenteil wirbt.

Ich habe ein paar Mal eine Diskussion zu einem umstrittenen und umstreitbaren Thema provoziert. Eine richtige Diskussion ist zwar nicht entstanden, aber es gab Rede und Gegenrede und es haben sich doch eine mehr daran beteiligt als ich gedacht hatte. Ich selbst habe gemerkt, dass sich Twitter nicht so gut eignet wie zum Beispiel ein Chat-Channel für solche Diskussionen, aber es wäre schon möglich, wenn man sich schnell zu einem eigenen Thema als Gruppe finden könnte. Hier fehlt was bei Twitter. Auch die Aufzeichnung für eine Nacharbeit ist mühsam. Zwar mag man per Tagging einen Zusammenhalt konstruieren, aber das geht dann wieder auf Kosten der Tweed-Länge.

Gut finde ich die Informationsbekanntgabe mittels Twitter, sei es dass man seinen Blog-Beiträge postet oder Links. Auch das in den Raum Fragen erzeugt oft einen gute Resonanz.

Gelegentlich lese ich von Spam-Tweeds bzw. Span-Twittern. Alles was nicht ganz auf der persönlichen Ebene bzw. nicht direkt auf einen zugeschnitten ist, aber mit einem gewissen kommerziellen Touch versehen ist, zählt wohl dazu. Ein Widerspruch zu den vielgepriesenen kommerziellen Möglichkeiten, die von Evangelisten ausgelotet werden? Weil wenn Advertising so verpackt werden muss, dass es nicht mehr so aussieht, damit es akzeptiert wird, dann stellt sich die Frage erst recht nach Spam (nur erkennen würde man ihn nicht).

Das Hinterhergelaufe nach Followern ist auch sehr zweischneidig: Auf der einen Seite trägt das zum Bauchgepinsel bei, auf der anderen Seite kann man nicht auf seine Follower eingehen, wenn die Zahl größer 200, 300 oder 500 ist. Was ist das dann für eine Heerschar, die einem da folgt? Eine Community? Eine Gefolgschaft, die einen schätzt oder sich Information verspricht? Also mir wäre das nicht wirklich was Wert, wenn da keine persönlichen Bezüge sichtbar würden, weil es eher nach Zufall riecht als nach Struktur (die ich eventuell für die Verbreitung einer Botschaft nützen könnte). Das Gleiche gilt auch analog für die Twitter-Tools, die Ranking oder Beliebtheit suggerieren.

Nach einer Weile wird Twitter eher zu einer netten Nebensache, die man mehr oder weniger verfolgt. Man kann und darf sich also nicht wundern, wenn nicht alle Tweed ankommen bzw. gelesen werden. Und umgekehrt gilt das natürlich auch. Damit der Aufwand der verbindlichen Kommunikation nicht aus dem Ruder läuft, sollte man auf jeden Fall eine zweite Kommunikationsplattform, z. B. Blog, anbieten, in der auf Tweeds refereziert werden kann. Das ist aber kaum der Fall. Es fehlen fast überall die Möglichkeiten, auf einen Tweed gezielt in einem Blog-Beitrag oder Blog-Comment einzugehen. So läuft das belanglosere Twittern, weil nicht steuerbar, nur nebenher.

Ansonsten ist viel Selbstdarstellung in Tweeds zu lesen, ob immer wahr oder nur angegeben, mag jeder selbst fühlen. Ich lese mittlerweile darüber hinweg.

Positiv vermerken muss ich für mich, dass ich einige neue Bekanntschaften machen konnte, diese aber nur in einem virtuellen Raum belassen kann, weil ich ja ein Avatar bin. Aus Games weiß ich, dass es nicht immer ganz unproblematisch ist, sie ins reale Leben zu übernehmen. Umgekehrt scheint es keine Probleme zu bereiten, reale Bekanntschaften auch in der Twitterwelt zu pflegen, weshalb ich in der nächsten Zeit probiere, diese Tworld-Variante etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Ich bin zwar nicht aus der Welt, werde mich aber deutlich seltener zu Wort melden.

cya Itari

13.01.2009

Weltenwanderer

Twittern, bloggen usw. das ganze Web 2.0 Zeugs ist eine neue Welt, sagt mann/frau. Die Kommunikation ist anders, die Themen sind andere, die Leute sind ganz anders, die Rollen sind anders, einfach alles ganz anders. Mann/frau lernt sich anders kennen. Richtig? Native Digitals werden die Leute manchmal genannt, die sich in diesen eher virtuellen Welten/Großraumbüros usw. treffen und sich gegenseitig beglücken/gruscheln, informieren und zwitschern.

Und alle finden das ganz toll. Besser als alles andere (sonst wärs ja kein hype). Und sie sind zufrieden mit den neuen Kommunikationsmitteln, weil sie Zeit und Raum überspannen & verbrauchen, die eigene Gestalt ganz anders erscheinen und das Vier-Augen-Gespräch in aller Öffentlichkeit führen lassen.

Und alle sind zufrieden. Naja nicht ganz. Da gibt es noch dieses kleine Dorf, äh dieses kleine Fleckchen auf dem Westchen: die Sehnsucht nach realer Nähe. Puh! Es ist noch nicht alles im Herrschaftbereich des Web 2.0. Noch gibt es ein paar aufrechte Kämpen, die Widerstand leisten. Wie? Mit Barcamps, Blogger-/Twitter-Treffen, real social events usw. Gut das es das noch gibt in der Zeit, wo Briefe, das persönliche Gespräch, die Geselligkeit in der Kneipe (für Süddeutsche: Wirtschaft) doch komplett durch die neuen Medien abgelöst sind und man auch gar nicht mehr richtig weiß, wie das geht.

Mit der eigenen Stimme reden ist schon ein wenig seltsam, weil man sich ja an die Sprachsynthese bei Navigationsgerät und beim Vorgelese der Tweeds schon richtig gewöhnt hat: "Please observe the speed limit". Das Handy, pardon iPhone schaltet sich per Gesture an und aus und auch sonst irgendwie ... man/frau ist das gewohnt. Und nun gibt es die wackeren Helden ("be my hero"), die mit ihre real life events alles wieder in Frage stellen wollen? Oder ist das nur ein wenig Urlaub auf der Insel?

PS:
Wir schreiben das Jahr 2005 und sind in EQII, in Freeport am Hafen.
"Oh holde Maid, wollen wir nicht auch einmal im realen Leben gemeinsame Schlachten schlagen?"
"Alda, willst Ärger machen? ka Zeit für RL"

11.01.2009

Tube im Web

Nur dass wir uns gleich zu Beginn richtig verstehen:

1] Ich schaue leidenschaftliche gerne Filme und TV!
2] Ich habe nichts dagegen, dass es im Web Filme, TV und andere multimediale Spots gibt.
3] Das Web lebt davon, dass es multimediale Elemente gibt.

Wenn jemand eine Web-Site pflegt, um andere damit zu erreichen, muss er sich immer überlegen, wie er wen erreicht. Form, Inhalt und alle anderen wichtigen Elemente müssen die Botschaft transportieren, sonst wird es nichts. Wenn ich unterschiedlichen Zielgruppen habe, muss ich eventuell für jede, ein anderes Angebot liefern, sofern sie mir wichtig ist. Als Betrachter und Repräsentant einer Zielgruppe muss mir das Angebot zusagen, sonst wird es nicht akzeptiert. Soweit die Grundsätze.

Allgemein erwarte ich im Web Text, denn das tragenden Element des Webs ist Text (unter anderem sichtbar im HTML und anderen Codes). Warum? Weil es die höchste Symbolstufe der Sprache ist. Mit Texten kann ich am schnellsten und offensten komplexe intellektuelle Botschaften vermitteln. Ich zähle mal die Mathematik zu der höchst entwickelten Botschaftsvermittlung; stärker als durch Formeln kann man Botschaften nicht mehr reduzieren. Und nun keine Ablenkungsmanöver: Selbst jede Art von Kunst ist auch nur ein Ausdruck eines mathematischen Gehalts *da knabber mal ein wenig dran herum*.

Also im Web braucht man Texte zur Vermittlung von Botschaften. Klar dürfen die auch multimedial illustriert sein. Das ist überhaupt nicht das Thema. Die Texte sollen auch verarbeitet werden können, dazu sind alle unterstützende Maßnahmen erlaubt. Zum Kennenlernen müssen also die Texte eine gewissen Ordnung und Umgänglichkeit erhalten. Da jeder Mensch Texte auf sehr unterschiedliche Weise wahrnimmt (Lesen sagt man allgemein, ist aber eine zu kurze Betrachtung ... man denke auch mal an die Eidetik), muss man Leseofferten anbieten (die Werbung kennt sich da aus *gg*), die zum Leser passen. Ich habe zum Thema Buch eine recht interessante Proklamation gefunden, könnte man auch mal auf das Web übertragen. Wer sich von dieser Betrachtung ausnimmt und kein geeignetes Leseangebot formuliert (oder so versteckt, dass man es nicht findet), darf sich über Unmut nicht beklagen.

Institutionen, die sich besonders der Lehre und Erziehung - also den Menschen widmen und vielleicht sogar von der Gesellschaft (dem Staat) finanziert werden, müssen sich zudem gefallen lassen, an ganz hohen Maßstäben der Informationsdarstellung gemessen zu werden - an dem Grundgesetz nämlich. Deren Webauftritte dürfen nicht diskriminierend sein. Dazu gehört auch die Barrierefreiheit. Texte, die bestimmten Regeln folgen, gehen da oft konform mit; zum Beispiel Bilder nur, wenn sie von Texten begleitet werden usw. ... kann man hier nachlesen. Ein deutlicher Hinweis auf Alternativen sollte bereits auf der Eingangsseite der Site (Homepage) erfolgen. Sites, die wenig oder keine Texte anbieten und nur auf Bilder oder Video-Spots setzen, erfüllen die Anforderung nach Barrierefreiheit nicht.

Weil das alles nicht immer einfach ist, sollte man sich beizeiten drum kümmern, in dem man seine Seiten gegenprüfen lässt und auch Alternativen anbietet. Noch einfache ist es, von vornherein seine Webseite auf der Basis von Texten zu gestalten, die schlicht und sinnvoll strukturiert sind.

Frau Holle

Heute morgen gab es Frau Holle im TV. Schön! Warum müssen Märchen immer so hautnah an der Realität sein? Ist schon ein Wahnsinn, was in solchen Geschichten drin steckt. *guck*

Über die Liebe

"Schatz? Hab ich dir heute schon gesagt, dass ..."
"Nein, hast Du nicht ..."
"Äh, dann sagt ich es Dir. Ich liebe Dich!"

kurze Pause

"Hab ich Dir schon gesagt, dass ich Dich liebe?"
"Nein, noch nie!"
"Ich liebe Dich."

kurze Pause

"Liebst Du mich auch?"
"Klar! Hab ich dir doch schon vor Wochen gesagt. Kannst Dich nicht mehr dran erinnern?"
"Ich wollte Dir sagen, dass ich Dich unendlich liebe."
"Na endlich sagst mal was Nettes ... wird aber auch Zeit ..."

10.01.2009

Barrierefreies Twittern

Manche Menschen haben hinsichtlich ihrer Sinne Einschränkungen. Manche von Geburt an. Ich rede von Nicht-gut-sehen-können, Nicht-gut-hören-können. Manche können auch nicht gut mit den Händen umgehen oder gut sprechen. Manche haben Schwierigkeiten mit dem Fühlen, dem Verstehen und dem Weltbild der anderen. Für viele ist der Computer und die Vernetzung eine Möglichkeit, ihre Einschränkungen zu überwinden oder zumindest teilweise zu umgehen. Die Reduktion der Kommunikation auf Text ist dabei ein entscheidendes Kriterium, weil es mittlerweile viele Programme, Schnittstellen und Endgeräte gibt, die gut mit Text umgehen können.

Auch im Twitter wird vorwiegend Text verwendet. Das ist gut so. Das bietet Chancen. Das integriert. Manchmal ist das sogar so gut, da kannst du dir gar nicht mehr verstellen wie es anders wäre.

Meine Bitte an euch: Denkt immer ein wenig darüber nach und macht nicht immer alles wieder kaputt, nur weil ein neuer Trend so verlockend ist. Es gibt Menschen, die werden dann wieder ausgeschlossen.

Wenn dich irgendwas angesprochen hat, dann magst vielleicht auch mehr darüber erfahren. Wenn du Mut hast und auch ein wenig Zeit, dann schau einfach mal in eine andere Welt.

09.01.2009

Der Stein der Weisen

Aus der Wikipedia:

"Als den Stein der Weisen (lat.: Lapis philosophorum; arab.: El Iksir, daraus im Deutschen „Elixier“) - oder auch den Azoth - bezeichneten die Alchemisten seit der Spätantike eine Substanz, mittels derer man unedle Metalle, wie etwa Quecksilber, in Gold oder Silber verwandeln könne. Vielen Alchimisten galt der Stein der Weisen zudem als Universalmedizin.
...
Für den Stein der Weisen existierten verschiedene Bezeichnungen: Roter Löwe, Großes Elixier, Magisterium, Rote Tinktur, Panazee des Lebens, Astralstein. Aus dem Stein der Weisen sollte sich auch - vor allem in den Vorstellungen der Araber - eine Universalmedizin gewinnen lassen, die auf den menschlichen Körper heilend, stärkend und verjüngend wirken sollte. Wer dieses Mittel gefunden hätte, sollte Adept genannt werden."

Wenn man die Bedürfnisse oder Motive von Menschen erforscht, dann darf man nicht an deren geheimsten Wünschen vorbeischleichen. Bis heute sind Macht, Reichtum, Gesundheit und Unsterblichkeit unübertroffene Wünsche, für die man alles tun würde. Weil der Weg dahin aber nicht jedem eröffnet ist - zum Beispiel durch die Suche nach dem Stein der Weisen (Zauberei/Alchemie/Wisssenschaft) -, gibt man sich gelegentlich auch mit weniger zufrieden. Trotzdem noch mal Wikipedia lesen, wer sich da alles hat inspirieren lassen.

Auch die Ost- und Südasiaten kannten die Bedeutung der wichtigsten Bedürfnisse und formulierten ihre fünf Segen: Glück, Gesundheit, Frieden, Reichtum und ein langes Leben. Das da noch der "Frieden" vorkommt, hat zum Teil mit der Sozialisation zu tun: sie haben halt lernen müssen, dass auch der Thron des Kaisers wackeln kann, wenn die Horden kommen ...

Für das Thema "Unsterblichkeit" haben sie eine andere Lösung gefunden: Wiedergeburt ... das ist in unseren religiösen Konzepten leider ein wenig untergegangen, deswegen haben wir Europäer, Afrikaner und Westasiaten lieber auf die Unsterblichkeit gesetzt.

Also lieber Herr Maslow, die Sehnsucht nach Unsterblichkeit genauso wie das Komplement, die Todessehnsucht haben sie erst ganz zum Schluss gefunden. Wiewohl doch diese Triebkraft des ganzen Wissenschaftsbetriebs vor (und auch ein wenig) nach der Aufklärung waren. Macht aber nichts, besser später als gar nicht. *gg*

Was hat das nun wieder mit Twitter zu tun? Unsterblichkeit durch Tweeds und Blogs? Daten(friedhöfe) für die Ewigkeit? Ja, sowas kann einem schon durch den Kopf gehen und auch: Wie sichere ich meine Tweeds für die Ewigkeit? Oder lebt Twitter nur für den flüchtigen Moment? Was passiert eigentlich, wenn jemand meine Tweeds auswertet? Und mir bis in alle Ewigkeiten vorhalten kann? Harmlos? (Was bedeutet eigentlich 'Harm'?)
 
(c) 2008 by 至 Itari